Inkontinenzversorgung: mehr als ein Pflegeproblem

Immer mehr Menschen sind mit dem Problem Inkontinenz konfrontiert. Die Auswirkungen von Inkontinenz sind häufig unterschätzt und es wird als ein pflegerisches Problem gesehen. Wirksame ­Hilfe aber erfordert die Zusammenarbeit von Patient, Arzt und Pflege.

Inkontinenz ist eine anerkannte Krankheit der Weltgesundheitsorganisation WHOund fällt damit in die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen. Sie tritt als Folge verschiedener Grunderkrankungen auf und gilt als eine der häufigsten Alterserkrankungen. Nach Zahlen der Medizinische Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ)leiden in Österreich etwa eine Million Menschen an einer Inkontinenz. „Wenn die Kontrolle über die Ausscheidungsorgane verlorengeht, bedeutet das ein massives Problem für Betroffene“, weiß Univ.-Prof. Dr. Lothar C. Fuith, Präsident der MKÖ. Dennoch: Trotz des enormen Leidensdrucks zählt die Inkontinenz heute immer noch zu den Volkskrankheiten, die am beharrlichsten verschwiegen werden. „Nur rund ein Drittel aller betroffenen Menschen spricht darüber und sucht aktiv nach Hilfe“, so Fuith. “Trotz des enormen Leidensdrucks gehören Blasen- und Darmschwäche heute immer noch zu den am meisten tabuisierten Volkskrankheiten". Doch: „Für jede Form der Blasen- und Darmschwäche gibt es Hilfe, Linderung und oft Heilung.“

Ursachen der Harninkontinenz im Alter

Harninkontinenz im Alter hat selten nur eine Ursache. Meist ist es eine Kombination altersbedingter Funktionseinbußen wie nachlassender Mobilität und körperlichem und kognitivem Abbau und / oder von Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Parkinson, Multipler Sklerose, Schlaganfall oder den verschiedensten Formen von Demenzen. Zusätzlich können die Auswirkungen von Medikamenten eine Inkontinenz verstärken oder auslösen.

Aber auch die psychische Verfassung kann bei Harninkontinenz im Alter eine große Rolle spielen: Einsamkeit, Partnerverlust sowie Lebens- und Sinnkrisen führen nicht selten zu Inkontinenz.

Viele der Ursachen stehen dabei in engem Zusammenhang mit der im Alter häufigen Multimorbidität. Mit dem Begriff bezeichnet man das gleichzeitige Auftreten / Vorhandensein mehrerer – meist chronischer – Krankheiten bei einer einzelnen Person. Multimorbidität ist charakteristisch für die gesundheitliche Lage älterer Menschen: Je älter, desto mehr Erkrankungen treten auf. Beispielsweise hatten nach Erhebungen des Deutschen Alterssurveys (DEAS, 2014) in der Altersgruppe 70 bis 85 Jahre 56,7 % der Senioren zwei bis vier Erkrankungen und 25,4 % fünf und mehr Erkrankungen.
Bei leichteren Graden der Belastungsinkontinenz lässt sich selbst in höherem Alter durch ein Beckenbodentraining Besserung erzielen. Sehr wichtig ist dabei die Anleitung durch eine entsprechend ausgebildete Physiotherapeutin, damit auch der richtige Muskel trainiert wird

Folgen der Harninkontinenz im Alter

Harninkontinenz spiegelt aber nicht nur die diversen Auswirkungen mehrerer Grunderkrankungen wider, sondern kann selbst zum Risikofaktor werden. Beispielsweise kommt es nicht selten zu regressivem Verhalten und zum Verlust von Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit.

Harninkontinenz ist auch ein hoher Risikofaktor für Stürze, oft ausgelöst durch die Eile beim Aufsuchen der Toilette oder riskante Toilettengänge bei Nacht (Sturz aus dem Bett). Die Sturzfolgen, z. B. eine Oberschenkelfraktur, hinterlassen dann auch bei guter unfallchirurgischer Versorgung eine Kette schwerwiegender Probleme: Sie mindern die Mobilität, führen sehr oft in die Pflegebedürftigkeit und erhöhen die Mortalität.

Risiken birgt aber auch die medikamentöse Therapie der Harninkontinenz mit anticholinerg wirkenden Substanzen, die im Gehirn die Wirkung des Neurotransmitters Acetylcholin vermindern. Da auch für andere Erkrankungen Anticholinergika eingesetzt werden, kann sich die anticholinergische Last bedenklich erhöhen und zur Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten führen. Dies beschleunigt gerade bei älteren Menschen den geistigen Abbau mit der Folge, dass sich die Gebrechlichkeit verschlimmert und damit auch der Pflegeaufwand immer höher wird.

Ein weiteres schwerwiegendes Folgeproblem von Inkontinenz sind Hautschäden. Sie reduzieren nicht nur die Lebensqualität Betroffener erheblich, sondern können auch hohe Kosten für medizinische Behandlung und pflegerischen Mehraufwand verursachen. Dabei sind es mehrere Problemkreise, die zur Hautirritation bis hin zu schwerer Dermatitis führen können: Hauptproblem ist die Feuchtigkeit, die durch Okklusion, also durch Schwitzen bei dicht abschließenden, luftundurchlässigen Inkontinenzprodukten, und durch die Urin- und / oder Stuhlausscheidungen selbst entstehen. Zusätzlich schaffen die im Urin enthaltenen Bakterien Probleme, da sie die Aufspaltung von Harnstoff zu aggressivem Ammoniak und Kohlendioxid in Gang setzen.

Ein weiteres Problem ist, dass die Haut im Alter länger für die Regeneration braucht. Ist es also zu einer Hautirritation gekommen, dauert es auch länger, bis eine schützende Hautbarriere wieder hergestellt ist. Und nicht vergessen werden darf, dass Inkontinenz mit ihren belastenden Folgen in der Regel über lange Jahre besteht, sodass effiziente Pflege erforderlich ist, um die Haut auf Dauer gesund zu erhalten.

Unwissen behindert Therapie und Pflege

Es ist vor allem die immer noch weitverbreitete Vorstellung, dass Harninkontinenz im Alter als Folge der altersbedingten geistigen und körperlichen Leistungsminderung hingenommen werden muss, und bei Frauen aufgrund der Anatomie sowieso. Diese falsche Vorstellung führt dann vielfach dazu, dass Betroffene keinen Arzt aufsuchen, weil sie ihre Harninkontinenz als ein zu geringfügiges gesundheitliches Problem ansehen, für das man sich auch noch schämt. Nicht selten sind aber auch Ärzte der Ansicht, dass Harninkontinenz im Alter nicht eigentlich ein medizinisches Thema ist.

All dies kann aber so heute nicht mehr akzeptiert werden. Denn es stehen vielfältige Behandlungs- und Versorgungsmöglichkeiten zur Verfügung, die zwar nicht eigentlich zur Heilung, aber in vielen Fällen zu einer ausreichenden Kompensation der Harninkontinenz führen, sodass Betroffene nicht in die soziale Isolation geraten. Wird Harn­inkontinenz zudem auch als medizinisches und nicht nur als pflegerisches Problem gesehen, lassen sich auch die Folgen der Harn­inkontinenz besser kontrollieren.

Die Hauptlast in der Betreuung und hygienischen Versorgung inkontinenter Menschen aber trägt die Pflege. Um die damit verbundenen pflegerischen Probleme besser zu bewältigen, hat das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) mit dem Expertenstandard „Förderung der Harnkontinenz in der Pflege“ Rahmenbedingungen für eine Inkontinenzversorgung nach dem neuesten Stand der Wissenschaft vorgegeben, die auch als Prüfkriterien bei Qualitätsprüfungen genutzt werden.

Vorrangiges Ziel des Expertenstandards ist, die belastete Lebenssituation Betroffener zu erleichtern, gleichzeitig aber auch die Arbeitsqualität und das berufliche Selbstverständnis der Pflegefachkraft zu verbessern. So befasst sich der Expertenstandard mit den Möglichkeiten, Harnkontinenz sowohl zu erhalten und zu fördern als auch eine identifizierte Harninkontinenz zu beseitigen, zu reduzieren oder zu kompensieren.

Häufige Formen von Harninkontinenz im Alter

[A] Stress-(Belastungs-) inkontinenz: Schließmuskelschwäche durch erschlafften Beckenboden. [B] Dranginkontinenz: Überaktivität der Blasenmuskulatur durch verschiedenste Reize. [C] Überlauf­inkontinenz: Blockierung der Harnröhre meist durch Prostatavergrößerung.

Harninkontinenz sicher kompensieren

Ein guter Weg, eine Harninkontinenz und die verschiedenen Auswirkungen zu kompensieren, ist die hygienische Versorgung des Betroffenen mit aufsaugenden Inkontinenzprodukten. Eine solche Versorgung kann therapiebegleitend oder bei nicht mehr therapie- und kompensierfähiger Inkontinenz als alleinige pflegerische Maßnahme erforderlich sein.

Aus medizinisch-pflegerischer Sicht genügt es dabei keineswegs, den Betroffenen mit irgendeinem Inkontinenzhilfsmittel zu versorgen, und gerade Pflegekräfte kennen aus praktischer Erfahrung die Folgen qualitativ minderwertiger Produkte: Hautirritationen bis hin zur IAD oder sogar zum Dekubitus, aber auch erfolglose Bemühungen um die Rehabilitation des Betroffenen, weil dieser sich mit dem Produkt nicht wohlfühlt.

Die wichtigsten therapeutisch begründeten Anforderungen an aufsaugende Inkontinenzprodukte sind dabei Auslaufschutz und Hautschutz. Weitere wichtige Erwartungen betreffen die Diskretion der Produkte, den Tragekomfort und die einfache Handhabung.

Nur ein sicher aufsaugendes Inkontinenzprodukt, das bequem und unauffällig zu tragen ist, versetzt den Betroffenen entsprechend den Verordnungsvorgaben in die Lage, „Grundbedürfnisse des täglichen Lebens zu befriedigen, und befähigt ihn, wieder am Leben der Gemeinschaft teilzunehmen“.

Mit anderen Worten: Qualitativ hochwertige Inkontinenzprodukte sind der Schlüssel dazu, dass der Betroffene trotz seiner Inkontinenz ein fast normales Leben führen kann.

Versorgungssituation noch längst nicht optimal

Inkontinenz ist eine von der WHO anerkannte Krankheit. Die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen bei der Inkontinenzversorgung besteht daher unabhängig davon, ob sich der von Inkontinenz Betroffene in der häuslichen Pflege aufhält oder in einem Alten- und Pflegeheim untergebracht ist. Somit haben Versicherte Anspruch auf die aufzahlungsfreie Versorgung mit aufsaugenden Inkontinenzprodukten zu Lasten der GKV. Wünscht der Versicherte (ausdrücklich) eine über das Maß hinausgehende Versorgung, hat er die Mehrkosten selbst zu tragen (§ 33 SGB V).

Die Vertrags- und Preispolitik einzelner Kassen in den letzten Jahren lässt jedoch erkennen, dass Kostenträger nur noch bereit sind, eine Versorgungsqualität ihrer inkontinenten Versicherten im Grenzbereich der Minimalstversorgung zu finanzieren. Versorgungsverträge mit sehr niedrigen Pauschalen aber können für den Betroffenen den Weg in die soziale Isolation bedeuten, weil ihm das qualitativ minderwertige Produkt nicht die notwendige rundum Sicherheit für die „Teilhabe am gesellschaftlichen Leben geben kann“.

Mit HARTMANN das Inkontinenzmanagement optimieren

Seit sich HARTMANN beim Thema Inkontinenzmanagement für die Kranken- und Altenpflege engagiert, werden Moli Inkontinenzprodukte nach weit über übliche Standards hinausgehenden Qualitätskriterien ständig weiter entwickelt.

HARTMANN liefert aber nicht nur qualitativ hochwertige Inkontinenzprodukte, sondern hält professionelle Lösungen für alle Bereiche eines optimierten Inkontinenzmanagements bereit: Produkte, Logistik, Services und Controlling.

Qualität zeigt sich im Detail

Die wichtigsten medizinisch begründeten Anforderungen an aufsaugende Inkontinenzprodukte sind sicherer Auslaufschutz und Hautschutz. Weitere wichtige Erwartungen betreffen den Tragekomfort, die einfache Handhabung und die Diskretion der Produkte, aber auch kompetente Informationen zum Umgang mit den Produkten. Dass solche Qualitätskriterien bei HARTMANN längst Standard sind, zeigt sich am Beispiel MoliCare Premium Slip super plus:

  1. 3-lagiger Saugkörper mit hydrophobem Verteilervlies, Saugkern aus Zellstoff und Superabsorbert (SAP) und zusätzlicher Zellstofflage zur Stabilisation nimmt Flüssigkeit schnell auf, speichert sie sicher im Saugkörper, hält die Haut trocken und verhindert Rücknässung
  2. Integrierter Geruchsneutralisierer für diskretes Tragen
  3. Erhöhter Auslaufschutz durch Bündchensystem mit Z-Cuffs
  4. Raschelarme, weiße und textilartige Außenseite für höchsten Tragekomfort
  5. Luftdurchlässige Seitenvliese für trockene, gesunde Haut

Inkontinenzassoziierte Dermatitis (IAD)

Bei der IAD handelt es sich um eine Entzündung der Haut in der perinealen Region (Bereich des Beckenausgangs, Genitalorgane, Damm, After), die durch wiederholten Kontakt mit Feuchtigkeit und / oder den aggressiven Zersetzungprodukten von Stuhl und Urin hervorgerufen wird. Eine beginnende IAD zeigt sich als Rötung (Erythem) und geht bei Nichteinschreiten in eine starke Entzündungsreaktion der Haut mit Bläschenbildung, Nässen und Krustenbildung über. Dabei besteht immer ein großes Risiko für eine bakterielle Infektion. Auch eine sehr schmerzhafte Candidainfektion im Genitalbereich ist eine häufige Komplikation. Es kann aber noch schlimmer kommen: Geschädigte Haut ist weniger widerstandsfähig gegen Druck, sodass sich das Dekubitusrisiko drastisch erhöht.

• Unterscheidungsmerkmale zu einem Dekubitus Grad 1: Bei einer IAD ist die Hautrötung diffus, in ihren Rändern nicht begrenzt [1] und lässt sich für gewöhnlich wegdrücken. Bei einem Dekubitus Grad 1 ist die Hautrötung flächig, scharf begrenzt [2] und nicht mehr wegdrückbar.

• Bei IAD wirksamen Hautschutz aufbauen: Die geschädigte Haut schonend mit pH-neutralen Waschlotionen reinigen (ggf. ohne Wasser mit Reinigungsschaum oder alkoholfreien Feuchttüchern), danach Haut sorgfältig – ohne Rubbeln – abtrocknen und Hautschutzprodukte mit Barrierefunktion auftragen. Wichtig ist auch die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Inkontinenzprodukten mit aktivem Hautschutz.