Oberfläche. Die Exsudation setzt im Moment der Verletzung ein, weshalb die erste Phase der Wundheilung – kurz Reinigungsphase – auch als inflammatorische / exsudative Phase bezeichnet wird.[3] Durch die Entzündungsprozesse im betroffenen Wundgebiet kommt es zur verstärkten Bildung von Wundexsudat, das aus dem Blut in das Interstitium (Raum zwischen Geweben und Zellen) abgeschieden wird. Es enthält die verschiedensten Bestandteile, die für den Prozess der Wundheilung essenziell sind, wie beispielsweise Wasser, Fibrin, Glucose, Immunzellen (z. B. Lymphozyten, Makrophagen, Thrombozyten), Proteine (z. B. Albumin, Fibrinogen, Globuline), Wachstumsfaktoren und Proteasen (proteinabbauende Enzyme), aber auch metabolische Abfallprodukte, Mikroorganismen und Wunddebris / abgestorbene Zellen. [4,5,6,7,8] Bedeutung von Wundexsudat für die Heilung Bei Wunden, die natürlich die Stadien der Wundheilung durchlaufen, unterstützt Exsudat den Heilungsprozess durch folgende Mechanismen: 7 Gewährleistung eines feuchten Wundmilieus 7 Ermöglichung der Diffusion von Immunmediatoren und Wachstumsfaktoren über das Wundbett 7 Funktion als Medium für die Migration gewebereparierender Zellen über das Wundbett 7 Bereitstellung essenzieller Nährstoffe für den Zellstoffwechsel 7 Förderung der Separation toten oder geschädigten Gewebes (Autolyse) [9,10] Auch eine ausreichende Menge Wundexsudat spielt bei der Wundheilung eine große Rolle. Denn: Wunden mit feuchtem Wundmilieu heilen schneller als Wunden, die austrocknen und verkrusten.[11] Es wurde festgestellt: Feuchte Wunden heilen nachweislich zwei- bis dreimal schneller als trockene.[12] Einflussfaktoren auf die Exsudatproduktion Die Bildung von Wundexsudat ist ein komplexer Prozess, der von folgenden Faktoren abhängig ist: Wundätiologie: Manche Wundtypen neigen eher dazu, zu viel bzw. zu wenig Exsudat zu produzieren. Zu große Exsudatmengen treten auf bei chronisch venösen Unterschenkelgeschwüren, dehiszierten chirurgischen Wunden, bösartig wuchernden Wunden, Verbrennungen, entzündlichen Geschwüren, z. B. rheumatoide Geschwüre, Pyoderma gangraenosum oder Hauttransplantatstellen. Geringe Exsudatmengen zeigen sich eher bei ischämischen / arteriellen Wunden und neuropathischen diabetischen Fußgeschwüren.[13,14,15,16] Wundheilungsphase: Heilt die Wunde komplikationslos, reduziert sich die Exsudatmenge entsprechend der Wundheilungsphasen. Sie ist am größten in der exsudativen Phase (Reinigungsphase) und geht normalerweise mit fortschreitender Heilung zurück.[17] Wundgröße, -tiefe und -position: Größere und tiefere Wunden können mehr Exsudat produzieren, ebenso Wunden an Auflagestellen, beispielsweise am Unterschenkel.[18] Begleiterkrankungen, Komplikationen und andere Faktoren: Es gibt viele weitere Gründe für eine vermehrte oder verringerte Exsudatproduktion (siehe Tabelle). So hängt beispielsweise eine vermehrte Exsudatproduktion oft mit Faktoren zusammen, die zu Entzündungen führen (z. B. Infektion) oder zu einem generalisierten / lokaliDas Konsensdokument ist in Deutsch und Englisch auf der HARTMANN Website unter https://hrt.health/de-wemwf zum Download verfügbar. Dort ist auch ein 30-minütiges Webinar zu sehen, in dem Prof. Marco Romanelli, Prof. Paul Chadwick und Prof. Hans Smola Wichtiges zum Thema Exsudatmanagement erläutern. WORLD UNION OF WOUND HEALING SOCIETIES KONSENSDOKUMENT WUNDEXSUDAT EFFIZIENTE BEURTEILUNG UND BEHANDLUNG WORLD UNION OF WOUND HEALING SOCIETIES CONSENSUS DOCUMENT WOUND EXUDATE EFFECTIVE ASSESSMENT AND MANAGEMENT „Das Verkleben von Auflagen mit Wunden bei geringer Exsudatproduktion kann zu Schäden am Wundbett und Schmerzen führen. Feuchtigkeitsspendende Wundauflagen helfen, den Feuchtigkeitsmangel auszugleichen und Schmerzen zu verhindern.“ Prof. Marco Romanelli, Italien Wissen 10 HARTMANN WundForum 3/2019
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