in die Gesamtrechnung ein. Die mittleren CO2-Emissionen einer Magnetresonanztomographie und einer Computertomographie liegen beispielsweise bei 17,5 bzw. 9,2 kg pro Scan. Um Ressourcen zu sparen, könnten unnötige Untersuchungen vermieden sowie Geräte intelligenter ausgelastet und in Leerlaufphasen vollständig ausgeschaltet werden [9]. Eine Station mit 20 Betten verbraucht täglich bis zu 10.000 Liter Wasser Auch die wertvolle Ressource Wasser wird in Kliniken im großen Stil verbraucht, z. B. für Wäsche, Sterilisation, Heizung und Kühlung. Pro Bett werden in Deutschland beispielsweise täglich ca. 500 L Wasser benötigt [10], was sich bei einer 20-Betten-Station auf 10.000 L bzw. bei einer 500-Betten-Klinik auf 250.000 L am Tag beläuft. Allein der Vorbeugung von Legionellen im Trinkwasser fallen bei der 5-minütigen Spülung von 40 Wasserhähnen mit je 15 L/min, die alle 72 Stunden erfolgen sollte, 7.000 L wöchentlich zum Opfer. Der Weg zum klimaneutralen Krankenhaus ist weit, doch es tut sich was Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, muss auch im Gesundheitssystem drastisch umgedacht werden. Da zunehmend Menschen in Folge des Klimawandels – z. B. durch extreme Hitze oder schlechte Luft- und Wasserqualität – erkranken werden, müssen nicht nur die eigenen Emissionen reduziert, sondern auch Anstrengungen zur Primärprävention vorangetrieben werden. Das Thema „Nachhaltiges Krankenhaus“ gewinnt glücklicherweise immer mehr an Aufmerksamkeit, doch der Weg dahin ist noch weit und erfordert das Engagement aller Beteiligten. 4 PRAXIS Während die direkten (Scope 1) und indirekten Emissionen durch bezogene Elektrizität, Heizung etc. (Scope 2) zusammen nur knapp ein Drittel ausmachen, entfällt der Löwenanteil auf die sogenannten Scope-3-Emissionen [1], zu denen Güter, Dienstleistungen, Produktion und Transport zählen (s. Artikel „Nachhaltigkeitsberichterstattung“ auf S. 21). Um Einsparpotenziale zu erkennen, hilft es, die größten „Klimasünder“ im Krankenhaus genauer zu betrachten. Narkosegase machen den Großteil der Emissionen im Operationssaal aus Wer nicht vom Fach ist, käme wohl kaum auf den Gedanken, dass Narkosegase eine extreme Treibhauswirkung haben. Tatsächlich sind Gase wie Desfluran und Sevofluran um das Hundert- bis Tausendfache klimaschädlicher als CO2 und können zwei Drittel der Emissionen im OP-Saal bzw. ein Drittel der Emissionen des gesamten Krankenhauses ausmachen [2-4]. So entspricht die klimaschädliche Wirkung einer 7-stündigen OP mit Desfluran etwa einer Autofahrt von Deutschland nach China (ca. 8.000 km) [4]. Darüber hinaus können Heizung, Lüftung und Klimaanlage des OP-Saals je nach Art der Stromerzeugung im Einzelfall mit bis zu 84 % der Emissionen des OP-Saals zu Buche schlagen [3], während die Heizung des gesamten Krankenhauses durchschnittlich ca. ein Viertel aller Krankenhausemissionen ausmacht [5]. Stationäre Versorgung, Catering und Transport mit großem CO2Fußabdruck Auch die stationäre Patientenversorgung ist bislang nicht ressourcenschonend. Während auf einer Akutstation täglich 5,5 kg Abfall und 45 kg CO2 pro Patient/in anfallen, sind es auf der Intensivstation 7,1 kg Abfall und 138 kg CO2 [6]. Bei einer vollbelegten 500-Betten-Klinik mit 20 Intensivbetten kämen hier jährlich knapp 9.000 t CO2 zusammen. Großes Einsparpotenzial gibt es auch beim Catering, das für ca. 17 % aller Krankenhausemissionen verantwortlich ist: Hier könnte sich z. B. ein größeres Angebot regionaler vegetarischer Gerichte positiv auf den CO2-Fußabdruck auswirken [5]. Auch beim Pendeln bzw. Reisen der Beschäftigten und beim Patienten- sowie Besuchertransport, die zusammen ca. 18 % der CO2-Emissionen ausmachen, gibt es beträchtliche Einsparmöglichkeiten, z. B. durch nachhaltigere Antriebsarten und den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad [7]. Da die Produktion von Arzneimitteln energieintensiv ist und Medikamente ca. 12 % der Krankenhausemissionen verursachen, würde es ebenfalls helfen, nachhaltiger und vorausschauender mit diesen umzugehen [3]. Auch bildgebende Diagnostik trägt zu den Emissionen bei Vor der Behandlung steht stets die Diagnose. Da etwa jeder vierte bis fünfte Krankenhausaufenthalt eine bildgebende Diagnostik erfordert [8], gehen auch diese – oft energieintensiven – Prozeduren Wo werden die meisten klimaschäd CO2-Emissionen im Gesundheitssystem Das Gesundheitssystem fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung. Allerdings sind die Treibhausgasemissionen des Gesundheitssystems hoch und tragen erheblich zum menschengemachten Klimawandel und damit zur Schädigung der Gesundheit bei. Das deutsche Gesundheitssystem ist für 5,2 % der gesamten CO2-Emissionen Deutschlands verantwortlich [1]. Das weltweite Gesundheitssystem sorgt für 4,4 % aller CO2-Emissionen und belegt somit – wäre es ein Land – Platz 5 der Länder mit dem höchsten CO2-Ausstoß [1]. Quellen: 1. Karliner J et al. (2019) Health care’s climate footprint, How The Health Sector Contributes To The Global Climate Crisis And Opportunities For Action. https:// noharm-global.org/sites/default/files/documents-files/5961/HealthCaresClimateFootprint_092319.pdf (abgerufen am 26.06.2023) 2. Richter H et al. (2020) Der CO2-Fußabdruck der Anästhesie. Wie die Wahl volatiler Anästhetika die CO2-Emissionen einer anästhesiologischen Klinik beeinflusst. Anästh Intensivmed 61: 154-161. https://doi.org/10.19224/ai2020.154 3. MacNeill AJ et al. (2017) The impact of surgery on global climate: a carbon footprinting study of operating theatres in three health systems. Lancet Planet Health 1: e381-e388. https://doi.org/10.1016/s2542-5196(17)30162-6 Wasserverbrauch: pro Bett [10], wöchentlich 7.000 Liter für die Spülung der Wasserleitung Täglich 500 Liter
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