7 nicht in einer Sortieranlage landen. Das muss in die thermische Beseitigung. Sprich: Es wird verbrannt. Ist diese Rechtslage aus Ihrer Sicht sinnvoll? Von Seiten der Wertstoffschöpfung wäre es sinnvoll, die Regeln zu öffnen. Dann müsste man die Mitarbeiter in den Kliniken aber noch deutlich besser schulen. Was nicht passieren darf, ist, dass eine benutzte Spritze in einer Sortieranlage eines Entsorgungsunternehmens landet. Denn da muss Vieles noch immer von Hand getrennt werden. Im Hinblick auf das Recycling wäre es natürlich auch wünschenswert, wenn die Hersteller die Wiederverwertung schon beim Produktdesign berücksichtigen. Man muss das gesamte Leben eines Produkts betrachten. Eine einfache Möglichkeit für Verbesserungen wären zum Beispiel Verpackungen aus sortenreinen Kunststoffen. Wir als Klinikum versuchen aber auch möglichst viel zu recyclen. Wir haben zum Beispiel ein Pilotprojekt gestartet, in dem wir Einmal-Medizingeräte wie zum Beispiel Bronchioskope wieder stofflich verwerten. Das funktioniert im Pilotprojekt ganz gut, es ist aber sehr aufwändig. Wie machen Sie das konkret? Wir haben ein farbliches Abfallsystem eingeführt. Jede Abfallart hat eine eigene Farbe. Chirurgische Einmalgeräte werden nach dem Benutzen wischdesinfiziert und landen dann im grünen Behälter. Bevor die Geräte dann zur Weiterverwertung zu unserem Entsorger gehen, müssen sie nochmal kurz zur Dekontamination in den Autoklaven. Das schreibt das Abfallrecht vor. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass von den Geräten keine Infektionsgefahr ausgeht. Bei unserem Entsorger werden die Geräte dann auseinander gebaut. Die Geräte bestehen ja in der Regel aus Aluminium, aus Elektromaterialien und aus Polypropylen, also Kunststoff. Anschließend werden die Fraktionen geschreddert und können wieder verwendet werden. Man muss ehrlicherweise aber auch sagen: Dieser Aufwand ist zurzeit noch teurer, als wenn man alles zur Müllverbrennungsanlage bringt. Angesichts einer sich abzeichnenden Verknappung von Rohstoffen sind wir aber der Meinung, dass wir keine wertvollen Rohstoffe in die Müllverbrennung geben sollten. Mit derartigen Umstrukturierungen rennt man im Klinikalltag wahrscheinlich selten offene Türen ein. Gab es Widerstand gegen die Umsetzung der Maßnahmen? Die Bereitschaft zur Unterstützung solcher Projekte ist bei unseren Mitarbeitern wirklich groß. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir innerhalb des UKB gut kommunizieren. Wir nutzen dazu auch das Intranet und stellen darin alle unsere Projekte vor. Wie bereits gesagt, hat unsere Nachhaltigkeits-AG 42 Mitglieder aus unterschiedlichen Disziplinen. Die haben alle einen anderen Blickwinkel auf ein Thema. Für die interne Kommunikation unserer Projekte und Ziele ist das hervorragend. Die Ideen für unsere Projekte kommen aber tatsächlich ja auch häufig aus den unterschiedlichen Fachrichtungen. Ich bin Facility-Manager und kenne die Abläufe in den OPs nicht in jedem Detail. Wenn aber von dort berichtet wird, dass der Atemkalk der Beatmungsgeräte teuer entsorgt werden muss, überlegen alle zusammen, wie ein besserer Entsorgungsweg aufgebaut werden kann, der – das ist immer die Voraussetzung! – dennoch dem Abfallrecht entspricht. Wenn das gelungen ist, erstellen wir eine neue Entsorgungsrichtlinie, die wir dann in dem betreffenden Fachbereich vorstellen. In der Regel laufen wir dann damit auch offene Türen ein! Das liegt aber sicher auch daran, dass die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit heute in der Gesellschaft angekommen sind. „Eine einfache Möglichkeit für Verbesserungen wären zum Beispiel Verpackungen aus sortenreinen Kunststoffen“ Fortsetzung nächste Seite INTERVIEW
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