DESINFACTS | Ausgabe 2/2023

15 WISSEN Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, die oftmals zuallererst mit unserer Flora und Fauna in Verbindung gebracht wird. Inzwischen wächst jedoch der Einfluss des Klimawandels auch auf die Gesundheit der Menschen zunehmend: So ist beispielsweise die Jahresmitteltemperatur in Deutschland seit 1881 um 1,6 °C gestiegen, wobei die Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs ebenfalls beständig steigt (Abb. 1) [1, 2]. Folgen sind unter anderem extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, das verstärkte Auftreten von Allergien und die Häufung von durch Vektoren wie Zecken oder Mücken verbreiteten Erkrankungen [3]. Hitzewellen Seit 1951 steigt die Zahl besonders heißer Tage von Dekade zu Dekade [4]. Diese Hitze kann vielfältige Folgen haben und zum Beispiel teils schwerwiegende Nebenwirkungen von Medikamenten auslösen. Am meisten leiden besonders empfindliche Personen mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Atemwege oder der Nieren, unter denen auch ein Anstieg Hitzetoter zu beobachten ist [4, 5] (Abb.2). Allergische Reaktionen Höhere Temperaturen beeinflussen auch die Pollensaison, denn durch wärmere Temperaturen blühen die meisten Pflanzen frühzeitiger: So blüht die Hasel heute zum Beispiel knapp einen Monat früher als noch 1951 [6]. An besonders günstigen Standorten können Haseln und Purpurerlen sogar bereits im November blühen [7, 8]. Da der Beginn der Blühphase vorgezogen wird, sich das Ende aber nur wenig verschiebt, erhöht sich übers ganze Jahr die Pollenlast [6-8]. Folglich sind Allergiker inzwischen stärker betroffen als früher. Von Vektoren verbreitete Erkrankungen Eine der größten Herausforderungen des Klimawandels wird das vermehrte Auftreten neuer, von Vektoren wie Zecken oder Mücken verbreiteter Erkrankungen sein [1]. Dazu gehören zum Beispiel die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder das Hantavirus [1]. Während sich innerhalb Deutschlands FSME immer weiter in Richtung Norden verbreitet, siedeln sich auch neue Vektoren wie die asiatische Tigermücke an, die unter anderem Dengue- und Zika-Viren verbreiten kann [1]. Da die Auswirkungen des Klimawandels auch in Zukunft weiter wachsen werden, werden auch die Herausforderungen für unsere Gesundheit zunehmen und sowohl Anpassungen des Gesundheitswesens als auch unseres privaten Lebens erfordern. Auswirkungen des Klimawandels auf das Gesundheitswesen Erste Effekte spürbar Quellen 1. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/JHealthMonit_2023_S3_Sachstandsbericht_Klimawandel_ Gesundheit_Teil1.pdf?__blob=publicationFile (abgerufen am 10.10.2023). 2. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Focus/JHealthMonit_2023_S4_Hitze_Sachstandsbericht_ Klimawandel_Gesundheit.pdf?__blob=publicationFile (abgerufen am 10.10.2023) 3. Kahlenborn W, Porst L, Voß M (2021) Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland 2021 (Kurzfassung). Umweltbundesamt (Hrsg) Climate Change 26/2021. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/ medien/479/publikationen/kwra2021_teilbericht_ zusammenfassung_bf_211027_0.pdf (Stand: 17.01.2023). 4. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Focus/JHealthMonit_2023_S4_Hitze_Sachstandsbericht_ Klimawandel_Gesundheit.html (abgerufen am 10.10.2023). 5. RKI (2023) Kommentar und Erläuterung zu „Hitzebedingte Mortalität in Deutschland“ (Epidemiologisches Bulletin 42/2022). Epidemiologisches Bulletin 26/2023. 6. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Focus/JHealthMonit_2023_S4_Allergien_Sachstandsbericht_Klimawandel_Gesundheit.pdf?__blob=publicationFile (abgerufen am 10.10.2023). 7. Gehrig R, Gassner M, Schmid-Grendelmeier P (2015) Alnus × spaethii pollen can cause allergies already at Christmas. Aerobiologia 31:239-247. 8. Werchan M, Werchan B, Bergmann KC (2018) Deutscher Pollenflugkalender 4.0 – Update mit Messdaten von 2011 bis 2016. Allergo J 27(3):18-20. Abb. 1: Dekadenmitteltemperatur (°C) bezogen auf 1881-1910 [2] Abb. 2: Anzahl hitzebedingter Sterbefälle im Zeitraum 2012 bis 2022 in Deutschland insgesamt [5] 9000 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 Jahr Hitzebedingte Sterbefälle pro Jahr 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 +2,0 +1,5 +1,0 +0,5 +0,0 Temperatrveränderung (°C) relativ zu 1881-1910

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