DESINFACTS | Ausgabe 2/2023

21 WISSEN ngsstrategien SHEA-Empfehlungen zur Händehygiene: Update Die 2023 herausgegebene Leitlinie zur Händehygiene in der Akutversorgung ist ebenfalls eine Aktualisierung der Vorläuferversion von 2014. Dabei hat sich bei einigen Empfehlungen lediglich die Stärke der Evidenz geändert, da in der Zwischenzeit neue Erkenntnisse gewonnen wurden. Insgesamt gibt die Leitlinie u. a. die folgenden wichtigen Empfehlungen [2]: • Fingernägel und Haut an den Händen sind gesund zu halten. Dafür sollen Gesundheitsfachkräften z. B. leicht zugängliche Pflegeprodukte zur Verfügung gestellt werden. • Geeignete Produkte zur Händehygiene sind auszuwählen. Für die routinemäßige Händehygiene sollen z. B. alkoholische Hände-Desinfektionsmittel verwendet werden – unabhängig davon, ob diese flüssig sind oder auf Schaum bzw. Gel basieren. • Einrichtungen sollen überprüfen, dass die Menge des vom Spender abgegebenen Hände-Desinfektionsmittels mit dem als wirksam nachgewiesenen Volumen übereinstimmt. • Desinfektionsmittel-Spender sollen so platziert werden, dass sie den Arbeitsablauf der Fachkräfte berücksichtigen und gut sichtbar und zugänglich sind. Als Faustregel gilt: In Einzelzimmern mind. zwei Spender (einer im Flur und einer im Zimmer selbst), in Mehrbettzimmern mind. ein Spender pro zwei Betten. • Die Einhaltung der Händehygiene soll überwacht werden. Dabei sollten verschiedene Methoden ergänzend verwendet werden und die Vor- sowie Nachteile der jeweiligen Methoden berücksichtigt werden. Automatisierte Händehygiene-Monitoring-Systeme können helfen, die Compliance wärend aller Schichten und Wochentage zu beobachten. Forschungsagenda der WHO: Diese Themen sollen genauer untersucht werden! Gemäß der multimodalen Strategie zur Verbesserung der Händehygiene sieht die WHO in sechs Kernbereichen Forschungsbedarf. Zu den schwerpunktmäßig zu untersuchenden Themen gehören u. a. [7]: • Systemwechsel: Hier sollen primär Wirksamkeiten von Hände-Desinfektionsmitteln gegen verschiedene Mikroorganismen einschließlich C. difficile-Sporen und Atemwegserreger sowie die Auswirkungen auf NI bewertet werden. Außerdem gilt es, die Verwendung von Handschuhen und deren Einfluss auf die Einhaltung der Händehygiene unter die Lupe zu nehmen. • Institutionelles Sicherheitsklima: Welche Rolle spielen Händehygienekampagnen? Und inwiefern fördern Strategien zur Befähigung von Patientinnen und Patienten ein Betriebsklima, das Händehygiene wertschätzt? Diese und weitere Fragen sollen beantwortet werden. • NI und antimikrobielle Resistenzen: In diesem Kernbereich soll der Zusammenhang zwischen der Verbesserung der Händehygiene-Compliance und der Reduktion von Übertragung, Besiedelung bzw. Infektion durch Mikroorganismen von besonderem Interesse weiter untersucht werden. Darüber hinaus sollen praktikable standardisierte Methoden für die Überwachung von NI und Händehygiene-Compliance, die sich sowohl für die lokale Bewertung als auch für internationales Benchmarking eignen, entwickelt werden. Quellen 1. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (2023) Personelle und organisatorische Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 66: 332-351. https://doi.org/10.1007/s00103-022-03647-3 2. Glowicz JB et al. (2023) Infect Control Hosp Epidemiol 44: 355-376. https://doi.org/10.1017/ice.2022.304 3. Trivedi KK et al. (2023) Infect Control Hosp Epidemiol 11: 1-15. https://doi.org/10.1017/ice.2023.103 4. Popovich KJ et al. (2023) Infect Control Hosp Epidemiol 44: 1-29. https://doi.org/10.1017/ice.2023.102 5. Calderwood MS et al. (2023) Infect Control Hosp Epidemiol 44: 695-720. https://doi.org/10.1017/ice.2023.67 6. Kociolek LK et al. (2023) Infect Control Hosp Epidemiol 44: 527-549. https://doi.org/10.1017/ice.2023.18 7. World Health Organization (2023) WHO research agenda for hand hygiene in health care 2023–2030. https://www.who.int/publications/i/item/9789240073715 (abgerufen am 22.08.2023)

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