Raus aus dem Elfenbeinturm! Sie kann!, so das vorgezogene Fazit seines Vortrags. KI sei aber kein Allheilmittel. Prof. Dr. Johannes Knobloch plädierte grundsätzlich für einen Mittelweg zwischen generalisierten Präventionsmaßnahmen – Stichwort: „one size fits all“ – und Maßnahmen, die in Ausmaß und Durchführung so gut es geht an die tatsächliche Gefährdungssituation vor Ort angepasst sind. Allein der Kostendruck im Gesundheitswesen mache so ein Vorgehen notwendig. „Die Basishygienemaßnahmen sind die Standards, welche auch zukünftig bei allen Patientinnen und Patienten angewendet werden sollten“, so Prof. Dr. Johannes Knobloch. Über die Basishygiene hinausgehende Maßnahmen sollten jedoch zukünftig individualisiert angewendet werden. Bei der Einschätzung von Infektionsrisiken und der Auswahl sinnvoller infektionspräventiver Maßnahmen kann dem Hygieniker zufolge KI wertvolle Hilfe leisten. Für die Anwendung im klinischen Umfeld habe eine leistungsfähige Hygiene-KI im Vergleich zu menschlichen Hygiene-Teams einen entscheidenden Vorteil: die KI ist 24/7 erreichbar! Damit KI lernen kann: Hygiene-Daten mit Evidenz! Das entscheidende Wort des vorhergehenden Satzes ist „leistungsfähig“. Um KI sinnvoll einsetzen zu können, müssten die Hygiene-Algorithmen auch mit sinnvollen Daten aus der Krankenhauspraxis lernen können. Voraussetzung dafür laut Prof. Dr. Johannes Knobloch: Infektionen und alle relevanten Daten müssen korrekt und automatisiert in den Krankenhaus-Informationssystemen erfasst werden! „Das Ziel ist eine evidenzbasierte Risikobewertung anhand von Echtdaten“, so Prof. Dr. Johannes Knobloch. Viele der derzeit empfohlenen Maßnahmen seien allerdings meinungsgetrieben und müssten im Hinblick auf ihre Evidenz hinterfragt werden. Prof. Dr. Johannes Knobloch, Leiter Arbeitsbereich Krankenhaushygiene, UKE, wagte in seinem Vortrag einen Blick in die Zukunft – und das kreative Spiel mit den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz. Den Hygieniker interessierte dabei vor allem, ob und wie Künstliche Intelligenz – die KI – helfen kann, die Infektionsprävention und die Patientensicherheit im Krankenhausalltag tatsächlich zu verbessern. „Auf der Basis nicht ausreichend spezifischer Publikationen und Daten ist KI derzeit als konkrete Entscheidungshilfe wenig geeignet.“ Zu den zukünftigen Aufgaben von Hygiene-Teams werde es dann auch gehören, die Wirksamkeit von Maßnahmen zu untersuchen sowie technische und prozessuale Risiken abzuschätzen. „Die Anwendung von KI wird Hygiene-Teams in Zukunft massiv verändern.“ Neue Berufsgruppen wie IT-Spezialisten müssten Teil solcher Teams werden, so Prof. Dr. Johannes Knobloch. Den fachkundigen Zuhörerinnen und Zuhören gab der Krankenhaushygieniker zum Schluss noch eine Aufgabe mit auf den Weg: „Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, wie KI in den Berufsalltag eingebunden werden kann.“ Was passieren kann, wenn ein Algorithmus auf Basis einer mit Vorurteilen gefütterten Datenbasis agiert, zeigte anschaulich ein Bild, das Johannes Knobloch zur Untermalung seines Vortrags mit KI erzeugt hatte: es zeigt eine männliche Pflegekraft mit Schwesternhaube auf dem Kopf. Herausforderungen und Zukunftsaussichten der praktischen Krankenhaushygiene 1OO JAHRE BODE CHEMIE Bildquelle: Canva Magic Studio 11
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