Was bringen multimodale Interventionen für die Prävention? Dialyse-assoziierte Infektionen: WISSEN In Deutschland sind etwa 100.000 Menschen aufgrund von chronischem Nierenversagen dauerhaft auf die Dialyse angewiesen [1]. Da die Betroffenen für die Hämodialyse einen Gefäßzugang – meist als arteriovenöse Fistel oder zentralvenöser Katheter (ZVK) – benötigen und dieser häufig genutzt wird, sind sie besonders anfällig für Blutstrominfektionen und lokale Infektionen am Gefäßzugang. Leider gibt es bislang kaum belastbare Daten zur geeigneten Infektionsprävention bei dieser Personengruppe. Eine Forschungsgruppe der Berliner Charité untersuchte deshalb über 24 Monate, wie sich eine multimodale Präventionsstrategie auf Dialyse-assoziierte Infektionsereignisse (DAIE) auswirkt [2]. Die Präventionsstrategie bestand aus Infektionssurveillance mit regelmäßigem Feedback, offener Beobachtung der Händehygiene (HH) mit strukturiertem Feedback zur HH-Compliance, intensivierten Schulungen in aseptischen Verfahren und einem Patientenflyer zum Dialyserisiko und dem Umgang mit dem Zugang. Größter präventiver Effekt bei Betroffenen mit ZVK An der großangelegten Studie nahmen 43 ambulante Dialyse- einrichtungen mit insgesamt 11.251 Patientinnen und Patienten teil, die zwischen Oktober 2019 und September 2021 zusammen über 1,4 Millionen Dialysebehandlungen erhielten. Alle Einrichtungen durchliefen im Studienverlauf sowohl einen Kontrollzeitraum als auch die Interventionsphase. Dabei zeigte sich, dass DAIE im Kontrollzeitraum mit einer Häufigkeit von 0,71 pro 1000 Quellen 1. Hackl D et al. (2021): Gesundheitswesen 83: 818-828. https://doi.org/10.1055/a-1330-7152 2. Weikert B et al. (2024): Clin Microbiol Infect 2: S1198-743X(24)00042-9. Epub ahead of print. https://doi.org/10.1016/j.cmi.2024.01.020 3. Hong Z et al. (2010): Cost-benefit analysis of preventing nosocomial bloodstream infections among hemodialysis patients in Canada in 2004. Value Health 13: 42-45. https://doi.org/10.1111/j.1524-4733.2009.00578.x Dialysen auftraten, während die Rate im Interventionszeitraum nur bei 0,31 pro 1000 Dialysen lag. Gerade bei Patienten mit ZVK, die in dieser Studie rund ein Viertel der Gruppe ausmachten, war der präventive Effekt des Interventionsbündels am größten. Bei diesen reduzierte sich das Risiko für ein DAIE um fast 60 %. Multimodale Präventionsstrategie senkt nicht nur DAIE-Rate, sondern erhöht auch HH-Compliance Neben dem Auftreten von DAIE untersuchte die Studie auch die Auswirkung des Interventionsbündels auf die HH-Compliance. Hier stellte sich heraus, dass HH-Beobachtung kombiniert mit Feedback und intensiviertem Training die HH-Compliance insgesamt von 58 % auf 65 % erhöhte. Außerdem wurden die DAIE-Inzidenzraten im zeitlichen Verlauf (vor und nach der Intervention) mit den HH-Compliance-Raten verglichen. Das Ergebnis: Mit dem Anstieg der HH-Compliance sank gleichzeitig die Rate der DAIE. Insgesamt weisen die Ergebnisse also darauf hin, dass die Umsetzung der multimodalen Präventionsstrategie die HH-Compliance verbessern und das Risiko von DAIE erheblich verringern kann – insbesondere bei ambulanten Patienten mit ZVK. Eine kanadische Studie konnte außerdem zeigen, dass sich Infektionskontrollprogramme auch positiv auf die Kosten im Gesundheitssektor auswirken können [3]. Neben der Prävention von Blutstrominfektionen sollten multimodale Präventionsstrategien zudem positive Auswirkungen auf die Prävention anderer nosokomialer Infektionen haben. Rate der DAIE 0,71 pro 1000 Dialysen 0,31 pro 1000 Dialysen Im Kontrollzeitraum Im Interventionszeitraum Mehr Details zur Studie finden Sie im Studienprofil: https://bit.ly/Dialyse-assoziierteInfektionen 28
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