PflegeDienst 2/2020
Vernetzter Tourenbegleiter In dem vom Bundesforschungsministerium und vom Europäischen Sozialfonds geförderten Verbundprojekt KoLeGe stehen sogenannte digitale Tourenbegleiter im Mittelpunkt: mit speziellen Programmen und Apps ausgestattete Smart- phones oder Tablets sollen Arbeitsabläufe und Touren in den ambulanten Diensten erleichtern und verbessern. Die Geräte sind dabei mit der Pflegezentrale verbunden und ermöglichen den Austausch von spezi- fischen Daten und Informationen. Ein wichtiges Ziel des Forschungsprojekts, das bis Dezember 2019 lief, war die Akzeptanz der Nutzerinnen und Nutzer. So wurden etwa das Alter der Pflegenden sowie unterschiedliche Kompetenzen und Qualifikationen berücksich- tigt. Mitentwickelt wurde daher auch ein Schu- lungs- und Einführungskonzept für die Praxis. 2018 zählte das Statistische Bundesamt in Deutsch- land 3,4 Millionen pflegebedürftige Menschen. In 30 Jahren soll deren Zahl auf rund 4,5 Millionen anstei- gen. Im gleichen Maße wird daher auch der Bedarf an gut ausgebildeten, belastbaren und motivierten Fachkräften wachsen. Schon heute ist jedoch in der Pflegebranche der Fachkräftemangel spürbar. Viele Pflegende leiden unter psychischen und physischen Belastungen ihrer Arbeit, nicht zuletzt durch die Anforderungen beim Mobilisieren und Lagern der Patienten. Eine 2015 veröffentlichte Studie der Fried- rich-Ebert-Stiftung geht davon aus, dass 2050 annä- hernd eine halbe Million Pflegekräfte fehlen werden. Ein Weg, diese Herausforderung zu meistern, wird die stärkere Digitalisierung der Pflege sein. Wie sich Aufwertung für den Pflegeberuf? Die Digitalisierung wird auch die Pflege- branche verändern. Ein Report des Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) zeigt auf, wo Entlastungen zu erwaten sind – aber auch Herausforderungen. die Ergänzung menschlicher Pflege durch Apps, Roboter und smarte Hilfsmittel gestalten könnte, hat das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) in sei- nem Report „Pflege und digitale Technik“ untersucht. Mit entscheidend für den Erfolg digitaler Pflege- unterstützung wird die breite Akzeptanz in der Bevölkerung sein. Einer Analyse des ZQP zufolge befürworten bis zu 76% der Befragten den Ein- satz technisch ausgereifter Roboter in der Pflege – abhängig vom jeweiligen Einsatzgebiet. Die höchste Zustimmung erhielten dabei Roboter, die Pflegebe- dürftige an die Einnahme von Medikamenten, Spei- sen oder Getränken erinnern. 65% der Befragten konnten sich Hilfe beim Aufstehen nach einem Sturz vorstellen, die wenigsten Befürworter fand die Robo- ter-Unterstützung beim Toilettengang (51%). Im Schnitt sehr hoch ist die Zustimmung zu tech- nischen Anwendungen für die Unterstützung Pflege- bedürftiger in ihrem Zuhause. So sprachen sich 93% der Befragten für die Nutzung von smarten Rauch- meldern mit integrierter Herdsteuerung aus, die im Falle vergessener Speisen auf dem Herd automatisch die Stromzufuhr ausschalten. In einer weiteren Analyse wurden 355 Pflegebe- schäftige dazu befragt, wie sie den Einsatz digitaler Technik in der Pflege einschätzen. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede beim Bekanntheitsgrad unter- schiedlicher Anwendungen: Während Hebehilfen fast allen Befragten (95%) bekannt waren, war etwa die „Wir brauchen schnellstmöglich mehr einsatz- bereite pflegefreundliche digitale Technik“ Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender ZQP Den Report „Digitalisierung in der Pflege“ gibt es zum Download unter www.zqp.de/ digitalisierung- pflege/ Praxis 18 HARTMANN PflegeDienst 2/2020
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