PflegeDienst 3/2020

Die wichtigsten Infektionen im Überblick Infektionen der Harnwege Neben altersbedingten Ursachen sind es vor allem der transurethrale Dauerkatheter sowie eine Harn- inkontinenz, die chronische Harnwegsinfektionen hervorrufen. Bei der transurethralen Harnableitung wirkt der Katheter wie eine Schiene für das Aufsteigen pathogener Keime. Bei einer Harninkontinenz kommt es bei der Frau im Bereich von Darm und Vulva zu einer erheb- lichen Keimkontamination, wobei die kurze Harn- röhre das Aufsteigen der Keime begünstigt. Harn- inkontinenz kann aber auch beim Mann, wenn sie nicht adäquat beherrscht wird, durch Aszension zum Harnwegsinfekt führen. Hinweise: Da ein Harnwegsinfekt bei alten Men- schen relativ symptomlos verlaufen kann, ist eine sorgfältige Diagnose erforderlich, ggf. mit Durch- führung einer Blutkultur. Präventiv ist alles nütz- lich, was eine einwandfreie Intimhygiene gewähr- leistet. Günstig scheinen sich auch eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr sowie regelmäßige, in kürzeren Abständen vorgenommene Blasenentleerungen auszuwirken. Wegen der extrem hohen Infektionsgefahr ist das Legen eines Dauerkatheters zur „Pflegeerleichte- rung“ strikt abzulehnen. Ist eine unvermeidliche medizinische Indikation gegeben, haben das Legen des transurethralen Dauerkatheters sowie die Katheterpflege unter strengen sterilen Kaute- len zu erfolgen. Eventuell kann auch eine weniger belastende, suprapubische Drainage in Erwägung gezogen werden. Infektionen der Atemwege Hier ist es vor allem die Lungenentzündung, die alte Menschen bedroht. Prädisponierend wirkt sich dabei aus, dass die Atmung beim Liegen meist nur oberflächlich ist, sodass die tiefer gele- genen Lungenbereiche nicht ausreichend durch- lüftet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass das Abhusten von Schleim bei alten Menschen ungenügend ist. Ebenso erleichtert die allge- mein verminderte Abwehrkraft das Übergreifen von Infektionen auf das Lungengewebe. Die Symptome für eine beginnende Lungenentzün- dung sind eine flache, beschleunigte oder auch erschwerte Atmung, der Auswurf ist eitrig-gelb, Temperatur und Puls steigen an. Vorbeugende Maßnahmen haben zum Ziel, die Atemtätigkeit des Kranken zu fördern und gefährliche Schleim- ansammlungen in den Atemwegen und im Lun- gengewebe zu verhindern. Wundinfektionen Von venös, arteriell und diabetisch bedingten Beinulzera sowie von Dekubitalulzera sind ent- sprechend den auslösenden Ursachen wiederum vor allem ältere Menschen betroffen. In der Behandlung und Pflege ist dabei die Verhütung und gegebenenfalls die Bekämpfung einer Wund- infektion von zentraler Bedeutung, da Geschwüre dieser Ursachen anfällig dafür sind. Daran ist zum einen die schlechte Durchblutungs- situation in diesen Wundgebieten schuld, zum anderen begünstigt abgestorbenes Gewebe das Angehen einer Infektion. Schließlich hat auch noch die allgemeine Abwehrschwäche Einfluss auf das Angehen von Infektionen, wobei bei bettläge- rigen, immobilen Patienten nicht selten Malnutri- tion mit Eiweiß- und Vitaminmangel erschwerend hinzukommt. Es versteht sich eigentlich von selbst, dass zur Verhinderung von Keimverschleppung und Rekon- tamination jede Wundbehandlung – auch im häuslichen Bereich – unter sterilen Bedingungen zu erfolgen hat. Infektionen des Verdauungstraktes Durchfälle (Diarrhöen) sind in der geriatrischen Pflege häufig zu verzeichnen. Zum Teil werden sie durch nicht infektiologische Ursachen, z. B. Anti- biotikagaben, hervorgerufen, können aber auch durch verdorbene bzw. bakteriell verunreinigte Lebensmittel verursacht sein. Auch virale Magen- Darm-Erkrankungen, die über Schmierinfektionen übertragen werden, kommen vor. Wissen 11 HARTMANN PflegeDienst 3/2020

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