PFLEGEDIENST 2/2021

Multimedikation im Alter Medikamentenplan für Sicherheit Eine Behandlung alter Menschen ist ohne Medikamente nicht denkbar. Wird die Zahl der einzunehmenden Medikamente bei Multimedikation allerdings unübersichtlich, entstehen Risiken, die durch einen Medikamentenplan verhindert werden sollen. Viele akute und chronische Erkrankun- gen sind heute so gut behandelbar, dass die betroffenen Patienten relativ frei von Beschwerden und Kompli- kationen leben können. Um diese Ziele zu erreichen, ist jedoch häufig eine medikamentöse Behandlung mit mehreren Medikamenten gleichzeitig erforderlich, was als Multimedikation bezeichnet wird. In Deutschland werden den über 60-Jährigen mehr als die Hälfte aller verschreibungspflichtigen Medika- mente verordnet, durchschnittlich etwa drei bis vier Präparate. c 1 Noch höher dürfte die Anzahl der verordneten bzw. eingenommenen Medikamente bei Multimorbidität sein, d. h. wenn gleichzeitig mehrere Erkran- kungen zusammentreffen. Die meisten multimorbiden Patienten nehmen im Durchschnitt fünf und mehr Medika- mente gleichzeitig ein, im Extremfall bis zu 15 Medikamente. c 2 Der Patient nähert sich dann in gro- ßen Schritten dem Punkt, wo Arznei- mittel nicht mehr nur positiv zusam- menwirken, sondern sich gegenseitig behindern können und eventuell negative Effekte erzeugen. Es können sich unübersehbare, teils gefährliche Wechsel- und Nebenwirkungen erge- ben, die nicht selten zu notfallmäßiger Krankenhauseinweisung führen. Man schätzt, dass etwa 500 000 Kranken - hausnotaufnahmen pro Jahr aufgrund unerwünschter Arzneimittelwirkungen erfolgen. c 3 Verschärft wird das Problem der Multimedikation oft auch von Patien- ten und Angehörigen selbst, indem sie zusätzlich zu den verordneten Präparaten frei verkäufliche Mittel einnehmen. Und nicht zuletzt sind es Einnahme- fehler und eine mangelnde Compli- ance der Patienten, die so manche kritische Situation heraufbeschwören. Der Medikamentenplan für mehr Einnahmesicherheit Versicherte der gesetzlichen Kranken- kassen mit mindestens drei verord- neten Arzneimitteln haben seit dem 1.10.2016 Anspruch auf einen bundes- einheitlichen Medikationsplan (BMP) in Papierform (§ 31a SGB V). Der BMP soll in einheitlich standar- disierter Form umfassend, übersicht- lich und patientenverständlich die aktuelle Medikation des Versicherten abbilden. Dem Versicherten soll damit ein verständlicher Einnahmeplan zur Verfügung gestellt werden, der ihn in der Anwendung seiner Medikation unterstützt. Mein Medikamentenplan für Rudolf Testmann geboren 19.10.1959 ausgestellt von Praxis Dr. Michael Müller, Schlossstraße 12, 89520 Heidenheim, Tel 07321-12345 Wirkstoff Handelsname Stärke Form Zeitpunkt Hinweise Grund morgens mittags abends vor dem Schlafen Ramipril Ramipril-ratiopharm 5 mg Tabl 1 Seit 15.5.2021 von Hausarzt verschrieben Blutdruck Insulin aspart NovoRapid Penfill 100 E/ml Lösung 20 20 Unmittelbar vor Mahlzeit spritzen Diabetes Simvastatin Simva-Aristo 40 mg Tabl 1 Blutfette Metoprolol- succinat Metoprololsuccinat 1A Pharma 95 mg retard 95 mg Tabl 1 Herz/ Blutdruck PRAXIS 18 HARTMANN PFLEGE DIENST 2/2021

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