Da sich Venenleiden vielfach schon in jüngeren Jahren zeigen, teilweise auch mit Ulkusbildung, können sie nicht als alterstypische Erkrankungen angesehen werden. Die normalen Alterungsprozesse führen aber auch im Falle von Venenleiden zu einer mitunter gravierenden Verschlechterung des Krankheitsbildes. Ein bedeutender Einflussfaktor ist der zunehmende Elastizitätsverlust der Blutgefäße und damit auch der Venen. Dies verstärkt beispielsweise eine vorliegende Venenschwäche, die in der Fachsprache als chronisch venöse Insuffizienz (CVI) bezeichnet wird. Im degenerativ veränderten Hautbindegewebe kommt es dann schneller zur Ausbildung eines Unterschenkelgeschwürs. Das Alter bringt es auch mit sich, dass oft gleichzeitig mehrere Krankheiten bestehen, was als Multimorbidität bezeichnet wird. Auswirkungen auf Venenleiden haben beispielsweise Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, mit denen immer eine verminderte Elastizität der Blutgefäße verbunden ist. Aber auch Diabetes mellitus kann sich mit seinen gefäßschädigenden Spätfolgen äußerst ungünstig auf bestehende Venenerkrankungen auswirken. Besondere Probleme ergeben sich zudem, wenn ein Venenleiden seit vielen Jahren besteht und das Bein für weitere Erkrankungen immer anfälliger wird: Beispielsweise begünstigt die chronisch venöse Stauung degenerative Gelenkerkrankungen oder Spitzfußbildung. Eine hohe Gefährdung besteht durch Hauterkrankungen wie Pilzerkrankungen der Nägel oder auf den gesamten Unterschenkel übergreifende Infektionen durch Streptokokken (Erysipel und Ekthyma). Zu beachten ist auch eine zunehmende Allergiebereitschaft auf alle möglichen Substanzen e 4 wie Salben, Cremes oder Hautdesinfektionsmittel, die oft im Laufe der langen Therapiezeit wahllos zur Anwendung kommen. Diagnose und Therapie der Venenerkrankungen und des venösen Ulkus werden bis auf wenige Ausnahmefälle ambulant durchgeführt. Dies bedeutet, dass der geriatrische Patient mit Venenleiden bzw. einem venösen Ulkus entweder zu Hause oder im Alten- und Pflegeheim betreut wird. In jedem Fall ist der behandelnde Arzt in besonderer Weise auf die Unterstützung und MitWISSEN 7 HARTMANN PFLEGEDIENST 1/2022 Eine chronisch venöse Insuffizienz (CVI) entwickelt sich meist langsam in Stadien bis hin zum venösen Ulkus. Nicht selten ist es dabei die Pflegefachkraft, die durch Beinauffälligkeiten erkennt, dass sich Verschlechterungen anbahnen und adäquate Maßnahmen einleitet. Priorität hat dann der Kompressions- verband, ohne den ein Ulkus kaum abheilen kann. Basiswissen Kompressionstherapie Mit dosiertem Druck gegen Venenleiden
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