arbeit der Fachpflegekraft angewiesen. Denn vielfach wird es die Fachpflegekraft sein, die die Wundversorgung durchführt, den Kompressionsverband anlegt und den Patienten zum Durchhalten ermutigt. Erscheinungsbilder von Venenleiden Etwas Basiswissen hilft, Venenleiden und ihre Auswirkungen besser zu verstehen, denn das Krankheitsgeschehen ist äußerst vielschichtig. Dicke, geschwollene Beine sind das erste Zeichen dafür, dass das Venensystem nicht mehr so funktioniert, wie es sollte. Mit der Zeit sammelt sich vor allem in den Unterschenkeln Wasser im Gewebe. Es entstehen Ödeme e 1/2, hinter denen sich bereits eine erhebliche Störung im venösen Transblutung oder Krampfaderentzündung (Varikophlebitis) auftreten. Problematisch kann es auch werden, wenn sich im Venensystem ein Blutgerinnsel (Thrombus / Thrombose) bildet. Die Auswirkungen auf die Blutzirkulation sind dabei abhängig vom Ausmaß und Sitz der Thrombose. Störungen sind relativ unerheblich, wenn der thrombotische Prozess im oberflächlichen Venennetz abläuft, was als Thrombophlebitis bezeichnet wird. Der Thrombus haftet in diesem Bereich zumeist fest an der Veneninnenwand, sodass die Emboliegefahr geringer ist. Bedrohlich wird es, wenn die Thrombose das tiefe Venensystem betrifft. Eine Phlebothrombose ist die schwerste Venenerkrankung überhaupt und kann eine tödlich verlaufenden Lungenembolie zur Folge haben. Wird eine Thrombose nicht rechtzeitig – am besten sofort – behandelt, kann es außerdem zu dauerhaften und schwerwiegenden Schäden kommen, die unter dem Begriff postthrombotisches Syndrom (PTS) zusammengefasst werden. Dazu zählen sekundäre Varizen, schwere Ödeme, verschiedene Hautveränderungen, juckende Ekzeme und im schlimmsten Fall das „offene Bein“, wie das Ulcus cruris venosum umgangssprachlich bezeichnet wird. Beinauffälligkeiten erkennen Mit etwas Übung und entsprechendem Wissen lassen sich so manche Veränderungen und Auffälligkeiten am Bein „auf den ersten Blick“ (Prima vista) erkennen und bewerten als Information für den behandelnden Arzt bzw. für die Dokumentation. Das „dicke“ Bein Venöse Ödeme entstehen vor allem links und rechts von der Achillessehne (Bisgaardsche Kulisse). Sie zeigen sich zunächst als weiche Schwellungen, die sich über Nacht noch zurückbilden. Mit fortschreitender CVI reicht die nächtliche Bettruhe jedoch zur Rückbildung nicht mehr aus. Ein über Jahre bestehendes venöses Ödem kann sich dann zu einem sekundären Lymphödem entwickeln. portsystem verbirgt. Die kleinsten direkt sichtbaren Veränderungen an den Venen sind die sog. Besenreiser. Auch wenn diese bläulich-rot erweiterten Venen eigentlich noch keine richtige Krankheit sind, können sie ein frühes Anzeichen für Störungen sein. Bei Krampfadern e 3 handelt es sich bereits um ein offensichtliches (manifestes) Venenleiden. Entstehen die Krampfadern im oberflächlichen Venensystem, wird dies als „primäre Varikosis“ bezeichnet. „Sekundäre Varizen“ zeigen sich zwar auch auf der Beinoberfläche, entstehen aber meist durch Thrombosen im tiefen Venensystem. Sind erst einmal Varizen vorhanden, können hier äußerst unangenehme Komplikationen wie eine KrampfaderKlinische Erscheinungsbilder [1/2] Das Lymphödem als erster sichtbarer Hinweis auf eine Veneninsuffizienz zeigt sich durch eine eindrückbare Schwellung mit Umfangvermehrung. Ebenso weist die positive Prüfung auf das Stemmer-Zeichen auf ein Lymphödem hin. [3] Krampfadern sind kein bloßer „Schönheitsfehler“. Gefäßerweiterung und Klappeninsuffizienz können auf tiefe Venen übergreifen und zur CVI führen. [4] Kontaktekzeme auf sensibilisierende Substanzen sind bei CVI-Patienten nicht selten. [5] Venöse Ulzera bilden sich bevorzugt im Bereich der Knöchel (Bisgaard’sche Kulisse) aus und erlauben eine Primavistadiagnose. [6] Form und Größe eines venösen Ulkus sind variabel, das Geschwür kann den gesamten Unterschenkel erfassen (Gamaschenulkus). 1 4 2 5 3 6 WISSEN 8 HARTMANN PFLEGEDIENST 1/2022
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