PFLEGEDIENST 2/2022

Er ist jedes Jahr DER Branchentreff für die Pflege in Deutschland: der Deutsche Pflegetag. Nach der erfolgreichen Durchführung als Hybridveranstaltung fand er auch 2022 wieder als Kombination von Live-Event im CityCube Berlin e 1 und Online-Übertragung statt. Rund 2000 Teilnehmende zählten die Veranstalter vor Ort in der Hauptstadt. Dort begrüßte Jürgen Graalmann als Geschäftsführer und Organisator die Gäste e 2. Eine der Rednerinnen bei der Eröffnungsveranstaltung war Christine Vogler, die Präsidentin des Deutschen Pflegerates e 3 re. „Die Mahnungen der letzten Jahre haben nicht dazu beigetragen, in der Politik mutige Lösungen voranzubringen. Mutig heißt: eine grundlegende Reform unseres Gesundheitssystems ist überfällig“, betonte sie und sieht die Profession Pflege an einem Scheideweg: Richtung Aufbruch oder Abgrund. Die Probleme seien immer noch dieselben: zu wenig Personal, zu hohe Kosten, zu wenig Wertschätzung und die Corona-Pandemie habe die ohnehin angespannte Situation noch verschärft. Vier zentrale Forderungen stellte der Pflegerat daher an die Bundesregierung. Die Pflege brauche mehr Befugnisse, einen Weg zur Mündigkeit, bessere Arbeitsbedingungen und bundeseinheitliche Bildungsstrukturen. Politik im Kreuzfeuer Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach e 4, den Schirmherrn des Pflegetags, war es also kein leichter Auftritt. Nicht alles sei schlecht, die Zahl der Auszubildenden steige, ebenso die Löhne, meinte er. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Situation sich verbessern wird mit den Gesetzen, die wir auf den Weg bringen“, ergänzte der SPD-Politiker, der auch die geplanten Maßnahmen zum Schutz der Pflegebedürftigen im dritten Corona-Winter vorstellte, mit denen der Gefahr von Infektionen begegnet werden solle, ohne die Pflegekräfte zu überlasten oder die Pflegebedürftigen auszugrenzen. Über 90 Punkte umfasste das zweitägige Angebot: im Hauptprogramm, bei Hot-Spot-Veranstaltungen, im Satellitenprogramm oder vielen weiteren Events, zu denen auch traditionsgemäß die Verleihung des Deutschen Pflegepreises in verschiedenen Kategorien gehörte e 5. Wie immer war auch HARTMANN mit einem von Daniela Piossek, der Leiterin des Referats Gesundheitspolitik, moderierten Seminar in Berlin vertreten e 6. Gemeinsam mit zwei Experten diskutierte sie das Thema „Interprofessionelle Pflege im Kontext Heilkundeübertragung Wundversorgung“. Falk Goedecke stellte in seinem Videobeitrag die Frage, ob in der Wundversorgung die Heilkundeübertragung auf die Pflege einen Paradigmenwechsel darstelle. Der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger und Fachdozent klärte zunächst, was eine Wundbehandlung umfasst und was dann die Voraussetzungen für die Umsetzung sind. Anhand eines umfassenden Flowcharts des Behandlungsprozesses stellte er dar, welche Schritte auf qualifizierte Fachkräfte übertragen werden könnten und sollten. Wie die Qualifikation für die Wundversorgung insgesamt steigen könnte, stellte Dr. Cornelia Erfurt-Berge, Dermatologin am Universitätsklinikum Erlangen, in ihrem Vortrag „Entwicklung und Evaluation eines interprofessionellen Lehrkonzepts zum modernen Wundmanagement“ vor. Sie entwickelte an der Hautklinik eine Lehrveranstaltung mit dem Schwerpunkt chronische Wunde. Im SkillsLab konnten sowohl Studierende als auch Auszubildende in der Pflege praktische Aspekte von Anamnese und Diagnostik über die Wundreinigung bis zum Wundverband kennenlernen. Die Evaluation am Ende zeigte den Erfolg des Projekts. Deutscher Pflegetag 2022 in Berlin Aufbruch oder Abgrund? 1 2 3 4 5 6 5 HARTMANN PFLEGEDIENST 2/2022 AKTUELL

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