Gerade in dem langsamen Verlauf liegt aber auch eine große Chance, selbst bei einem späteren Aufdecken des Diabetes durch eine konsequent normnahe Blutzuckereinstellung, eine diabetesgerechte Ernährung und ggf. eine spezifische Behandlung der bereits entstandenen Schäden ein Fortschreiten der Folgeerkrankungen zu verhindern bzw. zu verlangsamen. Das diabetische Fußsyndrom (DFS) Kausalfaktoren für die Entstehung diabetischer Fußläsionen sind das Vorliegen einer diabetischen (Poly-) Neuropathie und/oder einer peripheren arteriellen Durchblutungsstörung (PAVK) auf dem Boden einer diabetischen Makroangiopathie. Obwohl statistische Erhebungen differieren, kann von folgender Verteilung der Diabetische Makroangiopathie Der Begriff „diabetische Makroangiopathie (makro = groß, Angio = Gefäß, -pathie = Krankheit) bezeichnet die Erkrankung der großen arteriellen Gefäße und stellt eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) dar, die vor allem die Herzkranzgefäße sowie die Gehirn- und Beinarterien betrifft. Damit erhöht sich das Risiko für Diabetiker, frühzeitiger und häufiger als Stoffwechselgesunde Herzinfarkte, Schlaganfälle und Verschlüsse in den den Beinarterien (= periphere arterielle Verschlusskrankheit -pAVK „Schufensterkrankheit“) zu erleiden, um ein Vielfaches. Neben Diabetes tragen aber auch die bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen, zu viel Alkohol und Störungen des Fettstoffwechsels wesentlich zur Krankheitsentwicklung bei. Diabetische Retinopathie – Netzhauterkrankung Hierbei handelt es sich um eine wuchernde Gefäßerkrankung der Netzhaut (= Retina, innerste Schicht des Augapfels), ausgelöst durch die chronische Durchblutungsstörung (Mikroangiopathie) der feinsten Gefäße. Durch die Wucherungen entsteht eine Zugspannung, die zu Blutungen und zur Netzhautablösung führt und eine Erblindung zur Folge haben kann. Etwa 5 % der geriatrischen Diabetespatienten zeigen bei der Erstdiagnose bereits Veränderungen der Netzhaut (www.diabetesauge.de). Diabetische Nephropathie – Nierenschädigung Bei der diabetischen Nephropathie (nephros = Niere) werden die Nierenkörperchen (Glomeruli), die das Blut filtern, im Laufe der Jahre durch den Diabetes so geschädigt, dass sie zunehmend durchlässiger für kleinste Eiweißmengen werden. Das Eiweiß (Albumin) wird dann mit dem Urin ausgeschieden (Albuminurie oder auch Proteinuri). Nach und nach veröden die Nierenkörperchen immer mehr und verlieren ihre lebenswichtige Filtrationsfunktion – im schlimmsten Fall bis hin zum Nierenversagen. Leider zeigen sich Warnsymptome wie Übelkeit, Blutdruckerhöhungen und Ödeme erst im weit fortgeschrittenen Stadium, weshalb ein regelmäßiges Screening hier besonders wichtig ist. Diabetische Neuropathie – Nervenschädigungen Die Vorgänge um die langsam fortschreitenden Nervenschädigungen werden als diabetische (Poly-)Neuropathie bezeichnet. Ursache für diese Folgeerkrankung ist – vereinfacht ausgedrückt – die zunehmende „Verzuckerung“ (Glykolisierung) von Zellen, nämlich der Nervenzellen, wodurch Nervengewebe geschädigt und zerstört wird. Betroffen ist davon das gesamte Nervensystem, sodass nahezu alle Organe Funktionsstörungen aufweisen können. Gehirn-/Gesichtsbereich: Lähmungen der Hirnnerven, der Augen- und Gesichtsmuskulatur Magenbereich: Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen Darmbereich: Blähungen, Durchfälle oder Verstopfungen Herz-Kreislauf-System: erhöhter Herzschlag in Ruhe, Blutdruckabfall und Schwindel beim Aufstehen Urogenitalbereich: Verlust des Harndranggefühls, Inkontinenz, Potenzstörungen Unterschenkel-/ Fußbereich: trockene, rissige Haut, neuropathisches Ulkus, Fehlstellungen oder Schwund der Knochen Zum möglichst frühzeitigen Erkennen von Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus sind regelmäßig durchgeführte Kontrolluntersuchungen absolut unerlässlich. Sie sind nicht nur bei jüngeren Diabetikern, sondern gerade auch bei älteren Patienten ein äußerst wichtiger Schritt zur Verbesserung und zum langfristigen Erhalt der Lebensqualität. WISSEN 10 HARTMANN PFLEGEDIENST 1 / 2023
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