PFLEGEDIENST 1/2023

DFS-Formen ausgegangen werden: In ca. 40 % der Fälle ist allein eine diabetische Neuropathie die Ursache, bei weiteren 50 % handelt es sich um eine Mischform aus Neuropathie und einer PAVK-bedingten Ischämie. Etwa 10 % sind auf eine isolierte periphere Durchblutungsstörung zurückzuführen. Neuropathische Ulzera Die diabetische Neuropathie, charakterisiert als eine zunehmende Glykolisierung („Verzuckerung“) der Nervenzellen und konsekutive Schädigung des Nervengewebes, erfasst autonome, sensorische und motorische Fasern gleichermaßen. Klinisch führen diese Schädigungen allein oder gemeinsam zu den typischen Veränderungen am Fuß: Es kommt zu Funktionsverlusten der Fußmuskeln mit Schädigungen der Knochen, wobei sich das Fußgewölbe bis in das Sprunggelenk hinein verändern kann. Die Folgen davon sind ½ Störungen der Bewegungsabläufe und Fehlstellungen der Zehen, ½ unnatürliche Druckverteilung beim Stehen und Gehen mit Überlastung einzelner Stellen, ½ häufig verstärkt durch nicht physiologisch geformtes Schuhwerk (z. B. zu hohe Absätze). Es bilden sich Schwielen (Hyperkeratosen) und Blasen, die sich infizieren und zur typischen Wunde des neuropathischen Fußes, dem „Malum perforans pedis“ (auch „Mal perforant“) entwickeln. Die am häufigsten betroffene Stelle ist die Fußsohle im Bereich der Zehengrundgelenke, weil hier beim Gehen hoher Druck entsteht. Weitere Auslöser können thermische Traumen und Bagatellverletzungen sein. Für Diagnose und Therapie wichtige Unterscheidungsmerkmale der DFS-Formen sind in der Tabelle aufgeführt. (Neuro-) Ischämische Ulzera Die PAVK der Beinarterien als Kausalfaktor ischämischer Ulzera ist nicht diabetesspezifisch. Dennoch ist aufgrund der diabetischen Makroangiopathie das Risiko für Diabetiker, frühzeitiger und häufiger als Stoffwechselgesunde Herzinfarkte, Schlaganfälle und Verschlüsse in den Beinarterien zu erleiden, um ein Vielfaches erhöht. Zur Risikoentwicklung tragen neben dem Diabetes mellitus aber auch die bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck (Hypertonie), Übergewicht (Adipositas), Rauchen, zu viel Alkohol und Störungen des Fettstoffwechsels (Hyperlipidämie) bei. Noch bevor es zum Ulkus kommt, können bei der Fußinspektion erste Anzeichen für die immer stärker werdende Durchblutungsstörung auffallen: ½ in ihrem Wachstum gestörte Zehennägel, ½ Pilzinfektionen, ½ Rötungen/Marmorierungen der Haut ½ Verlust der Beinbehaarung. Infolge der PAVK sind außerdem in ihrer Stärke zunehmende Muskelschmerzen beim Gehen charakteristisch, die infolge der Sauerstoffnot Unterscheidungsmerkmale beim DFS Neuropathischer Fuß (Neuro-) Ischämische Ulzera Ulkus verursacht durch Nervenschädigung und Druckeinwirkung Ulkus verursacht durch Gefäßverschlüsse (PAVK) und externe Traumen langjähriger Diabetes mellitus, ggf. zusätzlicher Alkoholkonsum, weitere diabetische Spätschäden Anamnese langjähriger Diabetes mellitus, ggf. Fettstoffwechselstörungen, Herzerkrankungen, Rauchen, Bluthochdruck Fußsohle, selten seitlich am Fuß Lokalisation Zehen, Fersen, Fußrücken Wahrnehmung für Vibration, Druck, Schmerz, Temperatur, Berührung sowie Reflexe beeinträchtigt bzw. nicht mehr vorhanden Sensibilität ungestört, Empfindungen vorhanden wenig bis keine (ggf. Schmerzen in Ruhe oder nachts) Schmerzen vorhanden Hauttemperatur warm, Hautbild trocken, rissig, „Krallenfuß“ Inspektion Hauttemperatur kalt, Hautbild wirkt krankhaft, blass-livide tastbar Fußpulse nicht tastbar häufig veränderte Knochenstruktur, frühzeitig Osteolysen (Auflösung der Knochen) Knochenstruktur selten veränderte Knochenstruktur durch die Durchblutungsstörungen auftreten (Claudicatio intermittens, auch als „Schaufenster-Krankheit“ bezeichnet). Prädilektionsstellen der (neuro-) ischämischen Ulzera sind: ½ Endphalangen der Zehen, ½ Nägel und Nagelbett, ½ Köpfchen der Metatarsale I und II. Nekrosen infolge schwerster Durchblutungsstörungen sind meist lokalisiert am lateralen Fußrand, an der Ferse und im Interdigitalraum oder an den Streckseiten der Unterschenkel. Mit zur Entstehung der Ulzera tragen nicht selten traumatische Ereignisse bei, beispielsweise ½ Druckeinwirkung durch Schuhe, ½ unsachgemäße Pediküren oder ½ sonstige Bagatellverletzungen der Zehen, z. B. durch Barfußlaufen. WISSEN 11 HARTMANN PFLEGEDIENST 1 / 2023

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