PFLEGEDIENST 1/2023

die Wunde trotz ausreichender Durchblutung, sachgerechter lokaler Wundtherapie und ggf. systemischer Antibiotikatherapie keine Heilungstendenz, ist nicht selten eine unzureichende Druckentlastung die Ursache für die Stagnation. ½ Bei Ulzera isolierter peripherer Durchblutungsstörungen kann eine Beintieflagerung sowie das Warmhalten der Extremität durch einen Watteschuh die lokale Durchblutungssituation stimulieren. Phase I: Wundreinigung und -sanierung Das gründliche chirurgische Débridement wird in der Regel der schnellste und sicherste Weg zur Infektionseindämmung und Sanierung der Wunde sein. Nekrosen und schmierige Beläge müssen entfernt werden. Taschen und Eiterhöhlen sind großzügig zu eröffnen. Ein ungestörter Sekretabfluss wird mit Drainagen gewährleistet. Unterstützend werden Maßnahmen der physikalischen Wundreinigung angewandt: ½ Ggf. antiseptische Verbände / Tamponaden mit einem breit wirkenden Antiseptikum (z. B. Lavasept) ½ Wundspülungen mit physiologischer Elektrolytlösung (z. B. HydroClean Solution) ½ Feuchte Wundbehandlung (bis auf wenige Ausnahmen Mittel der Wahl) mit hydroaktiven Wundauflagen (z. B. HydroClean, Sorbalgon) ½ Gutes Exsudatmanagement zur Sekretableitung und Schonung der Wundränder (z. B. Zetuvit Plus, Zetuvit Plus Silicone) ½ Keine Salben auf der Wunde, keine Keratolytika oder lokale Antibiotika; (semi-) okklusive Verbandsysteme gelten insbes. bei klinisch manifesten Infektionen als kontraindiziert. Phase II: Aufbau von Granulations- gewebe und Wundkonditionierung ½ Zur Förderung der Granulation, vor allem aber um ein heilungshemmendes Austrocknen der Wunde zu vermeiden, wird die feuchte Wundbehandlung fortgesetzt. ½ Bei guter Granulationsentwicklung können Wundspülungen und Antiseptika abgesetzt und Verbandwechsel reduziert werden. ½ Bei sauberer Granulation können jetzt semiokklusive Wundauflagen (z. B. HydroTac, HydroTac transparent, Hydrocoll) eingesetzt werden. ½ Bei schmieriger, schlaffer oder stagnierender Granulation sind die bisherigen Behandlungsmaßnahmen zu überprüfen. ½ Mögliche Ursachen für mangelnden Granulationsaufbau können z. B. Ischämien im Wundgebiet, schädliche Druckbelastung oder eine unzureichende Wundreinigung sein. Phase III: (Re-) Epithelisierung ½ Auch das sich bildende Epithel ist durch feuchte Wundbehandlung permanent feucht zu halten, um Zellteilung und Zellwanderung zu fördern. ½ Um das empfindliche Epithel beim Verbandwechsel vor Traumatisierungen und „Zellstripping“ zu schützen, sind in dieser Phase ausschließlich nicht verklebende, atraumatische Wundauflagen einzusetzen (z. B. HydroTac, HydroTac transparent, Hydrocoll, Atrauman Silicone). Patientenedukation beim DFS Obwohl die Mitarbeit und Kooperation des Patienten für den Heilungserfolg generell von Bedeutung ist, nehmen „Compliance“ oder „Adhärenz“ des Patienten beim DFS eine Schlüsselrolle ein. Dies gilt dabei nicht nur für die meist sehr langwierige Behandlung selbst, sondern insbesondere auch für Rehabilitation und Prävention. Eine intensive Schulung des Patienten bzw. eines Angehörigen ist erforderlich, um seine Eigenverantwortung zu fördern und ihm vor allem zu einem „neuen Fußbewusstsein“ zu verhelfen. Da viele Patienten nicht mehr über die wichtige Schmerzwahrnehmung verfügen, muss diese durch eine disziplinierte Selbstkontrolle ersetzt werden. Klassifikation diabetischer Fußläsionen nach Wagner Grad 2 tiefes Ulkus bis zur Gelenkkapsel, zu Sehnen oder Knochen Grad 0 keine Läsion, ggf. Fußdeformation oder Cellulitis Grad 1 oberflächliche Ulzeration Grad 3 tiefes Ulkus mit Abszedierung, Osteomyelitis, Infektion der Gelenkkapsel Grad 4 begrenzte Nekrose im Vorfuß- oder Fersenbereich Grad 5 Nekrose des gesamten Fußes 0 1 2 3 4 5 1 J. Tautenhahn, Diabetische Ulzerationen, HARTMANN WundForum 4/1998 2 G. Rümenapf, J. Dentz, W. Schierling, K. Amendt, S. Morbach, Das Diabetische Fußsyndrom aus der Sicht eines interdisziplinären Gefäßzentrums, HARTMANN WundForum 2/2011 PRAXIS 13 HARTMANN PFLEGEDIENST 1 / 2023

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