PFLEGEDIENST 1/2024

liche Infos zu „Katabolismus und Malnutrition als Störfaktoren der Wundheilung“ siehe Seiten 14 / 15. ½ Gefährlich wird es vor allem, wenn eine Operation ansteht: Die verminderte Immunabwehr begünstigt septische Komplikationen, es kann zum Multiorganversagen kommen, Krankenhausverweildauer und Letalität steigen. Malnutrition frühzeitig erkennen Malnutrition ist ein schleichender Prozess mit Symptomen, die oft als „Altersschwäche“ abgetan werden. Diese Sichtweise verhindert nicht selten die Früherkennung der Malnutrition, was für den Betroffenen – neben Wundheilungsstörungen – viele weitere riskante Folgen haben kann. Es gibt jedoch ein eindeutiges, frühes Alarmsignal, das auf den Beginn einer katabolen Stoffwechsellage hindeutet: Es ist das Kardinalsymptom „Appetitverlust“ mit einer neu aufgetretenen „Abneigung gegen Fleisch“. Dieses Kardinalsymptom findet man bei genauer Beobachtung konstant und hochspezifisch bei Patienten mit Malnutrition. Wer im Alter über einen seit Wochen bestehenden schlechten Appetit und über eine Abneigung gegen Fleisch berichtet, stürzt in die Malnutrition ab. Bei jedem Arztbesuch oder bei der täglichen Pflegeaktivität im Altenheim sollte deshalb routinemäßig nach dem Appetitverhalten gefragt und gefahndet werden. Nur so kann eine drohende Malnutrition rechtzeitig erkannt werden. Als typisches Spätsymptom treten wenige Wochen nach Beginn von Appetitverlust und Fleischabneigung eine resistente, auch nach Schlaf und Erholung weiter bestehende Müdigkeit und eine allgemeine Schwäche auf. In diesem Stadium liegen die Albuminwerte bereits unterhalb von 30 g/l. Dazu kommen eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Apathie sowie eine Schwäche der Beinmuskulatur, aber erst nach Wochen eine merkliche Gewichtsabnahme. Ein Fehler wäre es, bei diesen unterernährten Patienten dann primär eine „Altersschwäche“ zu diagnostizieren. Hilfreich beim Ernährungsscreening ist auch die Ermittlung des Body Mass Index (BMI). Gemäß DGE gilt eine Seniorin / ein Senior (ab 65 Jahre) ab einem BMI von unter 20 als mangelernährt. Ein weiteres Screening Instrument ist das „Mini Nutritional Assessment“. Das MNA identifiziert nicht Risikofaktoren für Mangelernährung, sondern ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit einer Unterernährung (Infokasten). Mit Einfühlungsvermögen beraten und helfen Der Umgang des älteren Menschen mit seiner Ernährung ist vor allem durch jahrelange Gewohnheiten geprägt, und so ist es sicherlich nicht einfach, ihn gegebenenfalls für eine neuere, gesündere Art der Ernährung zu gewinnen. Hinzu kommt, dass in der täglichen Pflegepraxis oft wenig Zeit bleibt, sich in der erforderlichen Intensität um die richtige Ernährung des zu Betreuenden zu kümmern, um das Risiko einer Mangelernährung zu vermeiden. Für eine wirkungsvolle Beratung und Hilfe bedarf es zunächst der Abklärung, welchen Ernährungsstatus der ältere Mensch aufweist, welche Fähigkeiten noch vorhanden sind, eigenverantwortlich für seine Ernährung zu sorgen, bzw. mit welchen Einschränkungen umzugehen ist. Bei bestimmten Erkrankungen, bei denen die Ernährung Teil der Therapie ist, wie z. B. bei Diabetes mellitus, wird sich auch der Arzt in die Ernährungsberatung einschalten. Besondere Unterstützung und Hilfe benötigen Menschen mit Demenzerkrankungen oder sonstigen Einschränkungen, die ihnen die selbstständige Essensaufnahme unmöglich macht. Hier ist vor allem wichtig, den Kranken nicht zu hetzen und ihn möglichst lange selbst bestimmen zu lassen, was er gerne essen möchte und wie schnell er essen will. Mini Nutritional Assessment Das Mini Nutritional Assessment (MNA) wurde von französischen und amerikanischen Wissenschaftlern in Zusammenarbeit mit der Firma Nestlé entwickelt. Es ist ein Anamnesebogen zur Bestimmung des Ernährungszustandes älterer Menschen, die das 65. Lebensjahr überschritten haben. Das MNA identifiziert nicht Risikofaktoren für Mangelernährung, sondern ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit einer Unterernährung. Dazu ist das MNA in zwei Abschnitte – ein Screening als Vor-Anamnese und ein Assessment als eigentliche Anamnese – eingeteilt, sodass mit wenigen Fragen die Gefahr einer Malnutrition erkannt werden kann. Das MNA ist ein einfach und schnell durchzuführendes Testverfahren und damit auch eine kosteneffektive Methode, um gefährdete Bewohner sicher zu identifizieren. Download unter http:// www.mna-elderly.com/ mna_forms.html Rücksetzen Drucken Speichern WISSEN 13 HARTMANN PFLEGEDIENST 1 / 2024

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