PFLEGEDIENST 1/2024

Störfaktor Katabolismus Als Katabolismus wird der Abbaustoffwechsel zur bedarfsgerechten Energiegewinnung bezeichnet (siehe Infobox). In einer katabolen Phase werden chemisch komplexe Stoffe wie Proteine mithilfe verschiedenster Zytokine in einfachere Stoffe wie Aminosäuren abgebaut. Zytokine sind sog. Botenstoffe zur Signalübertragung zwischen den Zellen und zur Steuerung biologischer Prozesse. Ein Beispiel dazu: Bei geringer Energieaufnahme durch die Nahrung wechselt der Körper in eine katabole Phase mit dem Ziel, durch Zerstörung/ Abbau der Muskelzellen die für den Körper (lebens-) notwendige Energie bereitzustellen. Ein kataboler Stoffwechsel ist bei alten Menschen häufig anzutreffen, weil im Prinzip jede (Alters-) Krankheit schneller zum Katabolismus führt als bei jüngeren Patienten. Katabolismus im Alter aber verursacht immer Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, das Risiko der Mangelernährung (Malnutrition) erhöht sich oder die Ernährungssituation verschlechtert sich weiter, wenn bereits eine Mangelernährung besteht. Im Zustand des katabolen Stoffwechsels und der Malnutrition ist dann der Aufbau von Eiweiß (Proteinsynthese) für die Produktion von Hormonen, Enzymen und Wachstumsfaktoren sowie der Aufbau von Gewebszellen (Zellproliferation) in allen Stufen stark vermindert, sodass eine normale Wundheilung kaum stattfinden kann. Bei entsprechenden Grunderkrankungen und individuellen Gegebenheiten beim Patienten können aber auch jüngere Menschen in den Teufelskreis kataboler Stoffwechsel und Mangelernährung geraten. Die Folgen sind wiederum Wundheilungsstörungen, die zur Chronizität der Wunde führen oder bei bereits bestehenden chronischen Wundverhältnissen diese verstärken. Nährstoffspezifische Effekte auf die Wundheilung Jeder Nährstoff übt allein oder in Kombination einen mehr oder weniger starken Einfluss auf die Proteinsynthese und damit auf die Zellproliferation aus. Alle Nährstoffe und Nährstoffbestandteile arbeiten dabei synergetisch zusammen, weshalb es für die Wundheilung so wichtig ist, dass sie auch alle vorhanden sind. Proteine: Werden nicht genügend Proteine und Aminosäuren zugeführt, sistiert die Proteinsynthese und damit die Zellproliferation von Granulationsgewebe, aber auch von weiteren Zellen der Immunabwehr. Ein Proteinmangel beeinträchtigt daher ausnahmslos alle Vorgänge der Wundheilung. Kalorien, Energie: Die chemischen Reaktionen während der Wundheilung sind sehr energieintensiv. Stehen aufgrund von Malnutrition für die Energieproduktion zu wenig Kohlenhydrate zur Verfügung, wird der Stoffwechsel auf katabol umgestellt. Das bedeutet Chronische Wunden im Alter Katabolismus & Malnutrition: ein gefährliches Duo Im Alter verläuft die Kausalkette, die zur Wundheilungsstörung führt, fast immer gleich: Alter in Kombination mit Krankheit verursacht Katabolismus, Katabolismus führt zur Malnutri- tion, Katabolismus in Kombination mit Malnutrition vermindert oder verhindert die Wundheilung. Fakten zum Stoffwechsel Der Stoffwechsel oder Metabolismus steht für die Aufnahme, den Transport und die chemische Umwandlung von Stoffen in einem Organismus sowie die Abgabe von Stoffwechselendprodukten an die Umgebung. Die biochemischen Vorgänge dienen dem Aufbau und Erhalt der Körpersubstanz sowie der Energiegewinnung zur Aufrechterhaltung der Körperfunktionen. ½ Anabolismus ist der Aufbau körpereigener Bestandteile unter Verbrauch von Energie. Eine anabole Stoffwechsellage liegt beispielsweise beim Wachstum vor. ½ Katabolismus ist der Abbau körpereigener Bestandteile zum Zweck des Stoffumbaus oder der Energiegewinnung. Er ist die Reaktion des Körpers auf Belastung und immer mit einer gewissen Zerstörung von Körpersubstanz verbunden. Beide Prozesse laufen während der Lebenszeit eines Organismus fortwährend ab, aber nie gleichzeitig in einer Zelle. PRAXIS 14 HARTMANN PFLEGEDIENST 1 / 2024

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