WundForum 2/2019

Kompressionstherapie: Material und Methoden Die Wirksamkeit der Kompression des Beines bei Venenleiden ist wissenschaftlich hinreichend belegt. Dennoch gilt der Kompressionsverband als vernach- lässigte und unbeliebte Therapie [2] . Basiswissen über die Wirkungsweise verschiedener Kompressions­ materialien soll dazu beitragen, das Anlegen von Kompressionsverbänden zu erleichtern. Die Kompressionstherapie kann mit dem phlebologischen Kompressionsverband (PKV), dem medizinischen Kompres- sionsstrumpf (MKS), medizinisch adaptiven Kompressionssystemen (MAK), Ulkus-Strumpfsystemen und der apparativen intermittie- renden Kompression (AIK) durch- geführt werden [1] . Der phlebologische Kompres- sionsverband (PKV) ist angezeigt bei allen akuten Venenerkrankun- gen wie Thrombosen, Entzündun- gen oder schweren Stadien der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) mit floridem Ulcus cruris venosum, bei Zuständen nach tie- fen Beinvenenthrombosen (post- thrombotisches Syndrom) sowie bei Lymph- und Beinödemen ver- schiedener Genese [1] . Er kann als Dauerverband aus unelastischen Binden (Zinkleimbinden) oder als Wechselverband mit elastischen Binden (Kurzzugbinden) angelegt werden [1] . Im akuten Stadium wird der PKV von einem Arzt angelegt, zur weiteren Behand- lung von geschulten Fachkräften. Nach der Ulkusabheilung kom- men individuell angepasste medi- zinische Kompressionsstrümpfe (MKS) in indikationsgerechter Kompressionsklasse zur Anwen- dung [1] . Der MKS dient der sog. Erhaltungstherapie (Rezidivpro- phylaxe) und ist ein Leben lang zu tragen. Der MKS übt auf das Bein einen gleichmäßigen Druck aus und kann so die verminderte oder nicht mehr vorhandene Elastizität des Gewebes zumindest teilweise ersetzen [1] . Eine weitere Methode der Kom- pressionstherapie ist die appara- tive intermittierende Kompression (AIK) mithilfe pneumatischer Wechseldruckmanschetten. Ihr Einsatzgebiet sind venöse und lymphatische Erkrankungen. Anwendung und Therapieverlauf müssen ärztlich überwacht wer- den [1] . In der Literatur findet sich eine Vielzahl individueller Verbandtechniken mit ent- sprechenden Vorgaben zum Anlegen des Kompressionsverbandes. Unabhängig davon sind jedoch folgende Prinzipien zu beachten: 7 7 Die Binde wird so in die Hand genommen, dass der aufgerollte Teil der Binde oben liegt und nach außen zeigt [1] . Nur so lässt sich die Binde am Bein abrollen. 7 7 Die Binde beim Anlegen unmittelbar auf der Haut abrollen [2] und beide Kanten gleichmäßig in der Ablaufrichtung anziehen. Die Binde niemals vom Bein wegziehen, weil damit die Führung verloren geht und strangulierende Schnürfurchen entstehen können. 7 7 Zum Anlegen ist das Sprunggelenk rechtwinkelig zu stellen [3] . Nur so kann der größere Umfang im Bereich des Sprunggelenkes – etwa 1,5 cm – berück- sichtigt werden. Beim Anlegen in gestreckter Stellung wäre der angelegte Verband beim Gehen zu eng! 7 7 Der Druck muss von distal nach proximal abnehmen [4] , d. h. er ist im Fessel­ bereich am höchsten und nimmt zum Knie hin kontinuierlich ab. richtig falsch 2 3 4 90° Tipps zur Anlegetechnik des PKV 1 Literatur siehe Seite 23 20 HARTMANN WundForum 2/2019 Medizin & Pflege

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