WundForum 2/2020
Praxis 13 HARTMANN WundForum 2/2020 Trotz schwerer Erkrankungen erfolgreich: Wundheilung nach Zehenamputation Wundheilung findet nicht nur lokal statt, sondern betrifft immer den gesamten Organismus. Der Allgemeinzustand hat deswegen großen Einfluss auf die Heilung. Dass diese bei einem schwerkran- ken Patienten gelungen ist, lässt sich nicht zuletzt auf die kreative Wundversorgung zurückführen. Der damals 66-jährige (und inzwi- schen verstorbene) Patient war in einem sehr schlechten gesund- heitlichen Allgemeinzustand, der auf die Hauptdiagnosen insulin- pflichtiger Diabetes mellitus, periphere arterielle VK, Stadium 4, intraoperatives, peritoneales Karzinom und Adipositas zurück- zuführen war. Behandlungsverlauf Der Patient wurde am 1. August 2016 nach der Amputation der zweiten Zehe (Digitus Pedis II) aus der Klinik nach Hause entlassen. Die Wundversorgung bestand in Octenisept zur Desinfektion, Iruxol zur Wundreinigung, Trionic Algo steril als direkte Wundauflage und Mullkompressen als Sekundär- verband. Fixiert wurde mit einer Mullbinde. Der Verbandwechsel erfolgte täglich durch einen Pflegedienst. Obwohl der Patient auf die Risi- ken der Wundverschlechterung durch eine Druckbelastung hinge- wiesen wurde, war er sehr mobil, zu Fuß und mit dem Fahrrad. Am 11.08.2016 zeigte sich dementsprechend folgender Wundzustand: Größe der Wunde 1,5 x 0,8 cm und 0,8 cm tief, feuchte Nekrose / Fibrinbeläge, Wundgeruch, Rötung der etwas zerklüfteten Wundumgebung (0,9 x 0,2 cm, 0,2 cm tief!) [Abb. 1]. Das neue Wundversorgungs- konzept: Das (Aus-)Duschen der Wunde wurde untersagt, da die grüne Verfärbung des Verban- des plus der Geruch eindeutig auf eine Pseudomonas-Infektion hinwiesen [Abb. 2]. Die Wunde wurde mit Octenisept gesäubert und mit Hydrosorb Gel in der Tiefe versorgt, um die fibrinösen und nekrotischen Beläge schnell aufzuweichen. Als Sekundärverband wurde der hydroaktive Schaumverband HydroTac eingesetzt, der neben seiner feuchtigkeitsregulierenden Wirkung auch zur Förderung der Granulations- und Epithelbildung beiträgt. Zur optimalen Versorgung der Amputationswunde an dieser Stelle war außerdem von Vorteil, dass HydroTac passgenau zuge- schnitten werden kann [Abb. 3]. Dadurch hat HydroTac den für die Heilung erforderlich engen Kontakt zur Wundoberfläche und ist außerdem für den Patienten angenehmer. Fixiert wurde HydroTac vollflä- chig mit dem weichen Fixiervlies Omnifix elastic [Abb.3], da eine zirkuläre Fixierung bei pAVK obso- let ist. Der Verbandwechsel erfolgte täglich. Dieser Verbandwechsel- rhythmus wurde auf Wunsch des Patienten wegen starken Schwit- zens und Angst vor Keimen bis zum Hautverschluss beibehalten. Die Hautpflege erfolgte mit ureahaltiger Lotion. Ebenso wurde eine Vorfußentlastung durchge- führt, die später durch orthopädi- sche Schuhe ersetzt wurde. Die Abbildungen 4 bis 6 zeigen den weiteren Heilungsverlauf, der ohne Komplikationen vonstatten ging. Am 28.10.2016 konnte die Amputationswunde als verheilt mit intakter Umgebungshaut beschrieben werden. 1 4 2 5 3 6 Die Autorin: Doreen Hoff- mann, Wund- spezialistin HydroTherapy bei der PAUL HARTMANN AG, 89522 Heiden- heim
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