WundForum 3/2020
7 Ein mit der Wunde verklebter Wundver- band führt beim Abnehmen unweigerlich zu Blutungen, selbst wenn er vorher mit geeig- neten Lösungen zum leichteren Abnehmen aufgeweicht wurde. Deshalb sind als direkte Wundauflage atraumatische, d. h. nicht mit der Wunde verklebende Verbandstoffe wie beispielsweise Salbenkompressen oder Silikon- Wunddistanzgitter einzusetzen. 7 Bei schwächeren Blutungen können hämo- styptisch wirkende und gelbildende Calcium- alginat-Kompressen wie z. B. Sorbalgon auf- gelegt werden, die zudem den Vorteil haben, dass sie gut eintamponiert werden können. 7 Bei stärkeren Tumorblutungen können Hämo- styptika, adstringierende Nasentropfen oder mit verdünntem Adrenalin (0,1%) getränkte Kompressen zur Anwendung kommen. Für die Medikamentenapplikation sind ärztliche Anordnungen erforderlich. 7 Sind größere arterielle Blutungen vorherseh- bar, wie sie vor allem im Halsbereich und in der Nähe großer Gefäße auftreten, sollten der Patient bzw. seine Angehörigen auf diesen Notfall durch Aussprachen vorbereitet werden. 7 Aus rein psychologischen Gründen sollten zur Verminderung einer Panik dunkle Tücher bereitgehalten werden, da Blut auf dunklen Tüchern weniger sichtbar ist als auf hellen. 7 Durch starken Blutverlust verliert der Patient meist rasch sein Bewusstsein. Erlebt er aber die bedrohliche Situation noch bewusst, soll- ten zu seiner Beruhigung Sedativa bereitgehal- ten werden. Auch Angehörige können dann oftmals besser mit der Situation umgehen, wenn Panik vermieden wird. Geruchsbekämpfung Der durch die Besiedelung der Wunde mit anaeroben Bakterien bzw. durch den Zerfall von Tumorgewebe entstehende, extrem üble Geruch ist ein Problem in der palliativen Wundversor- gung, das sowohl Patienten als auch Angehörige und Pflegende oft als das belastendste und sozial am meisten isolierende Wundsymptom erleben. Zur Lösung des Geruchsproblems gibt es jedoch einige Maßnahmen, die als halbwegs zufrieden- stellend bezeichnet werden können. 7 Wichtig zur Vermeidung von Gerüchen ist vor allem eine optimierte Infektionsbekämpfung, um die geruchsbildenden anaeroben Bakterien zu eliminieren, beispielsweise durch Wundspü- lungen mit Antiseptika (Octenisept, Lavasept), antimikrobiell wirkende, silberhaltige Wund- auflagen oder auch Wundauflagen / Saugkom- pressen mit Superabsorbern. 7 Zur Keimeliminierung kann auch Metronida- zol – lokal als Gel oder als Lösung – eingesetzt werden. 7 Eine weitere Maßnahme gegen üble Gerüche ist der Einsatz von aktivkohlehaltigen Ver- bänden, die eine geruchsbindende Wirkung haben. Bei der Anwendung ist darauf zu ach- ten, dass die Verbände vor der Applikation nicht angefeuchtet werden und dass die Koh- leschicht nicht direkt auf der Wunde zu liegen kommt, weil ein rasches Durchfeuchten die Filterleistung beeinträchtigt. 7 Hilfreich ist auch der Einsatz des synthetischen Geruchsbinders Nilodor, der auf den geschlos- senen Verband – nie in die Wunde direkt – gegeben wird. Wenige Tropfen sind dabei meist ausreichend. Wissen 13 HARTMANN WundForum 3/2020 Literatur Für die Beiträge „Zwei freundliche Helfer“ und „HydroTac – neu für konturierte Körperstellen“ (S. 2) [1] Rippon M, Davies P, White R (2012) Taking the trauma out of wound care: the importance of undisturbed healing. 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