WundForum 3/2020

rungen im Alltag habe sich die Situation in der Pflege verbessert. Auch wenn die Veränderungen noch nicht bei allen angekommen seien, so bewege sich doch vieles und es werden weiter Verbesse- rungen in die Wege geleitet. Ein Lichtblick: Die Pflege ist für den Nachwuchs attraktiv, denn die Zahl der neu begonnenen Aus- bildungen sei im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Der nächste Pflegetag ist bereits in Planung. Er soll am 20. und 21. Mai 2021 im neuen Veranstal- tungsort hub 27 auf dem Messe- gelände Berlin stattfinden – dann hoffentlich wieder live vor Ort. Wundversorgung im Wandel – Verpasst die Pflege eine große Chance? Als „Visionär in der Wundversorgung“ wurde Carsten Hampel- Kalthoff von der ORGAMed Dortmund GmbH vorgestellt. Seit über 20 Jahren betreut und begleitet Menschen mit chronischen Wunden. 900000 davon gebe es in Deutschland, aber sie hät- ten keine Lobby, meint der Profi, der auch an der Erstellung des Expertenstandards „Pflege von Menschen mit chronischen Wun- den“ mitgewirkt hat. „Es gibt ein großes Netz an Versorgern und Kümmerern“, sagt er, aber die Arbeit vor Ort bei den Patienten sei nicht immer einfach. Dazu komme das Konfliktpotenzial in der Zusammenarbeit mit dem Arzt. Und „chronische Wunden sind betriebswirtschaftlich ein Defizitgeschäft.“ In seinem Pflege-The- rapie-Stützpunkt für Menschen mit chronischen Wunden „küm- mern wir uns um alles, sind immer erreichbar, schulen Patienten und Angehörige und sind die Augen des therapieverantwortlichen Arztes.“ Aber er müsse als Unternehmer auch etwas verdienen. Die aktuellen Vergütungen reichen dafür nicht aus und so kommt auch eine Quer- finanzierung durch den Verkauf von Verbandstoffen und die Abrechnung von Privatleistungen dazu. „Patienten, die gut versorgt werden, sind auch bereit, dafür zu bezahlen“, ist er überzeugt. Sehr kritisch sieht er die Sonder- und Einzelfallentscheidun- gen der Kostenträger. „Ich bin es leid, lange Anträge zu stellen und dann Rückmeldungen mit unsinnigen Fragen vom MDK zu erhalten“, sagt Hampel-Kalthoff, der für die Zukunft betriebswirtschaftlich sinnvolle Verträge in der Regelversorgung, bundeseinheitliche Vergütungen und eine bessere Vernetzung der Kostenträger fordert. Hampel-Kalthoff rief auf, Professionalität zu zeigen. „Wir müssen uns selbst organisieren und Kante zeigen!“ Wie sieht Hygiene in der Zukunft aus? Erkenntnisse aus der Covid-19-Pandemie Mit einer Aufgabe für die Teilnehmer startete Martin Groth von HygieneManagement Solutions in Mönchengladbach: „Schätzen Sie Ihr Hygieneniveau auf einer Schmerzskala ein!“ Und dann stellte er Fragen wie z. B.: „Nehmen alle Kollegen immer den Schmuck ab? Halten sich Besucher an die Basishygiene? Und müssen Sie sich jetzt eher schlechter bewerten?“ Woran scheitere die korrekte Umsetzung? Zu wenig Zeit, geringes Wissen, hohe Kosten und Unsicherheit seien häufig angeführte Gründe. Aber COVID-19 transformiere die Prozesse. Jeder habe gelernt, immer Maske zu tragen, Dokumentationslisten zu führen und mehr Desinfektionsmittel zu verbrauchen. „Diesen Geist gilt es aufzu- greifen“, ist Groth überzeugt. Wichtig sei dabei die richtige Ziel- setzung. Die Patientensicherheit stehe im Fokus, alles andere leite sich daraus ab. Alle Ziele müssen gemeinsam im Team entwickeln werden und es dürfe keine Diskussionen über Basishygiene mehr geben. Groth erläuterte, wie dies in der Praxis aussehen könne. Es dürfe keine Hygiene-Pflichtschulungen nach Dienst- ende geben, sondern kurze 15-Minu- ten-Einheiten während der Dienstzeit: „Positive Erlebnisse statt Routine.“ Jeder im Team müsse Moderator und Impulsgeber sein und darin bestärkt werden, seine Meinung frei zu äußern. Und er forderte ein Umdenken beim Hygieneplan. „Kaum einer weiß, was draufsteht!“ Der Plan müsse individuell erstellt werden, die Impulse müssen aus dem Team kommen und die Ausrichtung müsse symptom- statt erregerorien- tiert sein. „Was ist bei fünf Leitsymptomen der schlimmstmögliche Erreger? Auf dieser Frage beruhen dann die abzuleitenden Hygie- nemaßnahmen. Das ergibt einen kompakten Hygieneplan!“ Aktuell 7 HARTMANN WundForum 3/2020

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