WUNDFORUM 1/2021

½ Bei Ulzera neuropathischer Genese bzw. bei neuroischämischen Misch- formen ist für die gesamte Hei- lungsdauer eine komplette Druck- entlastung des betroffenen Fußes erforderlich. Jede noch so kurzfristige Belas- tung ist zu vermeiden, da sie zu irreversiblen Zellschädigungen führt. Zeigt die Wunde trotz aus- reichender Durchblutung, sach- gerechter lokaler Wundtherapie und ggf. systemischer Antibiotika- therapie keine Heilungstendenz, ist nicht selten eine unzureichende Druckentlastung die Ursache für die Stagnation. ½ Bei Ulzera isolierter peripherer Durchblutungsstörungen kann eine Beintieflagerung sowie das Warm - halten der Extremität durch einen Watteschuh die lokale Durchblu- tungssituation stimulieren. Phase I: Wundreinigung und -sanierung Das gründliche chirurgische Débride- ment wird in der Regel der schnellste und sicherste Weg zur Infektionsein- dämmung und Sanierung der Wunde sein. Nekrosen und schmierige Beläge müssen entfernt werden. Taschen und Eiterhöhlen sind großzügig zu eröff- nen. Ein ungestörter Sekretabfluss wird mit Drainagen gewährleistet. Unterstützend werden Maßnahmen der physikalischen Wundreinigung angewandt: ½ Ggf. antiseptische Verbände / Tam - ponaden mit einem breit wirkenden Antiseptikum (z. B. Lavasept) ½ Wundspülungen mit physiologischer Elektrolytlösung (z. B. HydroClean Solution) ½ Feuchte Wundbehandlung (bis auf wenige Ausnahmen Mittel der Wahl) mit hydroaktiven Wundauflagen (z. B. HydroClean, Sorbalgon) ½ Gutes Exsudatmanagement zur Sekretableitung und Schonung der Wundränder (z. B. Zetuvit Plus, Zetuvit Plus Silicone) ½ Keine Salben auf der Wunde, keine Keratolytika oder lokale Antibiotika; (semi-) okklusive Verbandsysteme gelten insbes. bei klinisch manife- sten Infektionen als kontraindiziert. Phase II: Aufbau von Granulations- gewebe und Wundkonditionierung ½ Zur Förderung der Granulation, vor allem aber um ein heilungshem- mendes Austrocknen der Wunde zu vermeiden, wird die feuchte Wund- behandlung fortgesetzt. ½ Bei guter Granulationsentwicklung können Wundspülungen und Anti- septika abgesetzt und Verband- wechsel reduziert werden. ½ Bei sauberer Granulation können jetzt semiokklusive Wundauflagen (z. B. HydroTac, HydroTac transpa- rent, Hydrocoll) eingesetzt werden. ½ Bei schmieriger, schlaffer oder sta- gnierender Granulation sind die bis- herigen Behandlungsmaßnahmen zu überprüfen. ½ Mögliche Ursachen für mangelnden Granulationsaufbau können z. B. Ischämien im Wundgebiet, schädli- che Druckbelastung oder eine unzu- reichende Wundreinigung sein. Phase III: (Re-) Epithelisierung ½ Auch das sich bildende Epithel ist durch feuchte Wundbehandlung per- manent feucht zu halten, um Zelltei- lung und Zellwanderung zu fördern. ½ Um das empfindliche Epithel beim Verbandwechsel vor Traumatisierun- gen und „Zellstripping“ zu schützen, sind in dieser Phase ausschließlich nicht verklebende, atraumatische Wundauflagen einzusetzen (z. B. HydroTac, HydroTac transparent, Hydrocoll, Atrauman Silicone). Patientenedukation beim DFS Obwohl die Mitarbeit und Kooperation des Patienten für den Heilungserfolg generell von Bedeutung ist, nehmen „Compliance“ oder „Adhärenz“ des Patienten beim DFS eine Schlüssel- rolle ein. Dies gilt dabei nicht nur für die meist sehr langwierige Behandlung selbst, sondern insbesondere auch für Rehabilitation und Prävention. Eine intensive Schulung des Patien- ten bzw. eines Angehörigen ist erfor- derlich, um seine Eigenverantwortung zu fördern und ihm vor allem zu einem „neuen Fußbewusstsein“ zu verhelfen. Da viele Patienten nicht mehr über die wichtige Schmerzwahrnehmung ver- fügen, muss diese durch eine diszipli- nierte Selbstkontrolle ersetzt werden. Wie eine solche „Patientenedukation“ in der Praxis gelingen kann, wird auf den Seiten 16-18 vorgestellt. Auch die Kasuistik links ist ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. LITERATUR Für Beitrag „Grassolind“, S. 3 1) HARTMANN medical edition „Kompendium Wunde und Wundbehandlung“, Seite 138 2) Riedel/Triebsch/Sedlarik: Verbandstofffibel, Stuttgart, 1994 Für Beitrag „Diab. Fußsyndrom“, S. 8 1) Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Herausgegeben von A. Neu und M.Keller im Auftrag der DDG, S1, Oktober 2020, Seite S1-S272, 15. Jahrgang 2) J. Tautenhahn, Diabetische Ulzerationen, HARTMANN WundForum 4/1998 3) G. Rümenapf, J. Dentz, W. Schierling, K. Amendt, S. Morbach, Das Diabetische Fußsyn- drom aus der Sicht eines interdisziplinären Ge- fäßzentrums, HARTMANN WundForum 2/2011 Für den Beitrag „Wundauflagen passend applizieren“, S. 14 1) HARTMANN medical edition „Kompendium Wunde und Wundbehandlung“, Seite 138 2) Specification in isis P 4.0200/ P 4.0300/ P 4.0400, HC 2.0 specification: July 13, 2015 3) Internal report: “HydroClean 2.0: Design vali - dation customer/user interviews” by Joachim Ellermann; International Marketing Department, April 22, 2015 4) HARTMANN Produktkatalog 5) Mikosiński J, et al (2018) Clinical assessment of a foam dressing containing growth factor- enhancing hydrated polyurethanes. J Wound Care. 2018 Sep 2;27(9):608-618. doi: 10.12968/ jowc.2018.27.9.608. 6) HydroTac transparent > siehe Artikel Seite 19 7) Evaluierung von Resposorb Silicone 21062017. Für den Beitrag „Patientenedukation“, S. 16 1 Protz, K: Verbandswechsel: Was bewirkt Patien- tenedukation? In Heilberufe/Das Pflegemagazin 2017; 69 (5) S. 20ff 2 DNQP – Deutsches Netzwerk für Qualitätsent- wicklung in der Pflege: Expertenstandard „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“. 1. Aktu - alisierung 2015 Für den Beitrag „HydroTac transparent“, S. 19 1) P. Zollner et al (2007) Clinical performance of a Hydrogel dressing in chronic wounds, a prospec- tive observational study. Journal of Wound Care 16, No. 3, March 2007 2) Bazire et al (2015) Hydrosorb ® versus control (water based spray) in the manner of radio-in- duced skin toxicity: Results of a multi-centre con- trolled random trial. Radiotherapy and Oncolology 117, 229-23 13 HARTMANN WUND FORUM 1/2021 WISSEN

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