WUNDFORUM 2/2021

2x 90° Prinzipielle Anlegetechnik beachten Es gibt eine Vielzahl von individuellen Verbandtechniken, meist mit Eigen- namen belegt, die genaue Angaben zur Vorgehensweise machen. Aber unab- hängig davon gilt für das Anlegen von Wechsel- und Dauerverbänden: ½ Ein guter Verband soll das Bein all- seitig fest umschließen, ½ in seinem Anlegedruck von distal nach proximal gleichmäßig nach- lassen (d. h. der Druck durch den Kompressionsverband ist im Fessel- bereich am höchsten und nimmt zum Knie hin kontinuierlich ab) und ½ darf nirgends drücken oder einschnüren. Des Weiteren gilt: Unabhängig von der Indikation und vom verwendeten Bindenmaterial erreicht der phlebo- logische Kompressionsverband seine volle Wirksamkeit erst in Verbindung mit Bewegung. Die Behandlung soll möglichst ambulant durchgeführt werden. Ebenso ist Bettruhe des Patienten zu vermeiden. Langes Sitzen ist jedoch noch ungünstiger als Liegen. Probleme im Hinblick auf ausreichend Bewe- gung ergeben sich vor allem beim geriatrischen Patienten. Aber selbst ein Herumgehen in der Wohnung oder ein Auf- und Abgehen mit dem Rollator auf Alten- und Pflegeheimfluren sollte genutzt werden. Gegebenenfalls kann auch die Anleitung zum „Venensport“ – wie Füße kreiseln oder auf- und abwippen – hilfreich sein, insbeson- dere bei immobilen Patienten. Tipps nach den Leitlinien der DGP Der Verband sollte möglichst nur bei einer Sprunggelenkstellung im Winkel von 90° (rechtwinkelig) angelegt werden, da der Umfang im Bereich des Sprunggelenks bei 90° etwa 1,5 cm größer ist als bei Plan - tarflexion des Fußes. Ein in Flexionsstellung (gestreckter Stellung) ange - legter Kompressionsverband wäre also in stehender Position viel zu eng und würde eine schmerzhafte Schnürfurche hervorrufen. Die Ferse wird miteingebunden 90° Der Verband deckt die Zehengrund- gelenke mit ab. Bei einem starken Ödem werden die Zehen mit bandagiert. Der PKV kann als Unter- oder Oberschenkelverband ausgeführt werden. Für die meisten Indikationen, z. B. beim UCV, reicht der Unter- schenkelkompressionsver- band aus. Bei der proxima- len tiefen Beinvenenthrom- bose, der Varikophlebitis im Oberschenkelbereich oder nach Operationen und Verödungen proximal des Unterschenkles ist ein Ober- schenkelkompressionsver- band erforderlich. Um Schnürfurchen zu vermeiden, darf die Binde nicht in eine beliebige Richtung gezogen werden, sondern muss frei lau- fen , wobei Ober- und Unterkante der Binde den gleichen Auflagedruck haben. Bei dieser Technik entste- hende Lücken im Verband werden mit der nächsten Binde abgedeckt. Die nach außen geführte Binden- rolle gewährleistet, dass der Ver- band eng am Bein geführt wird. Kleine Radien wie die Köchel- region und die Schienbein- kante oder die Achillessehne werden zur Vergrößerung des Radius abgepolstert , flächige Regionen werden zur Verkleinerung des Radius aufgepolstert . Als Polsterma- terial kommen wenig komprimier- bare Schaumstoffe wie vorgefertigte Pelotten oder synthetische Polsterwatten in Betracht. Insbesondere beim Ulcus cruris venosum im Knöchelbereich kann der Druck durch Auflegen einer Pelotte verstärkt werden, was zu einer rascheren Abheilung führen kann. Grundsätzlich muss sich der Ver- band dem Bein anpas- sen und nicht das Bein der Binde. Je nach Bein- umfang sind 8 cm oder 10 cm breite Binden am bes- ten geeignet. PRAXIS 16 HARTMANN WUND FORUM 2/2021

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