WUNDFORUM 2/2022

Behandlung eines Dekubitus am Kreuzbein Erfolgreich die Autolyse fördern Mit der Autolyse verfügt der menschliche Organismus über eine Art körpereigenen Reinigungsmechanismus, der auch bei der Wundreinigung wirksam wird. Insbesondere bei chronischen Wunden ist dieser Mechanismus jedoch häufig überfordert und benötigt externe Unterstützung. Hierzu bewährt sich besonders die feuchte Wundtherapie. Durch die Prozesse der „Autolyse“ (von griechisch: lysis – (Selbst-) Auflösung) wird zelleigenes Material (abgestorbene Körperzellen) oder zellfremdes Material (z. B. Bakterien) mithilfe lysosomaler Enzyme „verdaut“.* Lysosomen sind winzige, von einer Membran umschlossene Zellorganellen, die für ihre Verdauungsaufgabe zahlreiche Enzyme enthalten. Ein Beispiel für die lysosomale Verdauung zellfremden Materials ist die Phagozytose, zu der z. B. Leukozyten und Makrophagen im Rahmen der Wundheilungsprozesse während der Entzündungsphase fähig sind. Vielfach sind nun die Wundverhältnisse so – vor allem bei chronischen Wunden –, dass Autolyse und Phagozytose bei größeren Mengen an devitalisiertem Gewebe und infektiösem Material „überfordert“ und durch ein adäquates Débridement zu unterstützen sind. Die wichtigsten Verfahren dazu sind das chirurgische Débridement und – wenn dieses nicht anwendbar sein sollte – das physikalische Débridement mithilfe der feuchten Wundbehandlung und unterstützenden Wundspülungen. Im Fallbeispiel wurde dieses Vorgehen gewählt und konsequent eingehalten. Da der Dekubitus stark zerklüftet war, wurde zur feuchten Wundbehandlung das tamponierbare HydroClean cavity eingesetzt, die Wundspülungen erfolgten mit HydroClean Solution. Nicht unerwähnt bleiben darf die großartige Leistung der Angehörigen, welche die Patientin liebevoll versorgten und sie in regelmäßigen Intervallen von drei Stunden – auch nachts – umlagerten. Durch das regelmäßige Umlagern schufen sie die Basis für den Therapieerfolg. Den engagierten Wundpflegekräften kommt der Verdienst zu, den Schwerpunkt der Behandlung auf die Infektions- und Geruchsreduzierung gelegt und durch eine wenig belastende Wundbehandlung vielleicht die Selbstheilungskräfte des Körpers gestärkt zu haben. Fallbeispiel 88-jährige Patientin mit den Diagnosen Demenz Stadium 3, Harn- und Stuhlinkontinenz, komplette Immobilität, Kachexie, spastische Veränderungen an den Extremitäten, Kreuzbeindekubitus (Grad nicht klassifizierbar) mit tiefer Gewebedruckschädigung, Skin Tears beide Arme u.v.m. Krankengeschichte / Verlauf Die Patientin wird zu Hause durch die Familie und einen ambulanten Pflegedienst versorgt. Im August 2021 trat über dem Kreuzbein ein Dekubitus auf, der sich innerhalb von vier Monaten zu einem riesigen, mit schwarzen Nekrosen belegten Druckgeschwür entwickelte. Die Bemühungen der Familie um ärztliche Behandlung schlugen, wohl auch wegen der Corona-Pandemie, fehl. Als nach vier Monaten die Situation eskalierte, der Kreuzbein-Dekubitus wegen einer sich entwickelten Infektion extrem roch (eigentlich bestialisch stank), erfolgte die sofortige Einweisung der Patientin in die Klinik zur operativen Sanierung des infizierten Dekubitus mittels Nekrektomie mit anschließender antiseptischer Wundspülung und täglichem Verbandwechsel. Eine systemische Antibiose wurde als i.V. Infusion begonnen. Auf eine VAC wurde verzichtet, da sich täglich Der Autor: Bernd von Hallern, Krankenpfleger, Wundexperte, freiberuflicher Dozent und Publizist für Wundversorgung und Wundbehandlung HydroClean® cavity & HydroClean® Solution Die hydroaktive Wundauflage HydroClean unterstützt mit ihrem Saug-Spül-Mechanismus die Wundreinigung und das autolytische Débridement durch das Schaffen eines feuchten, physiologischen Wundklimas. Exsudat wird aufgenommen und enthaltene Bakterien werden effektiv gebunden. Als spezielle Variante lässt sich HydroClean cavity einfach eintamponieren. HydroClean Solution mit dem klinisch erprobten Inhaltsstoff Polyhexanid leistet gute Dienste bei der Wundreinigung und Wundspülung. Es wirkt feuchtigkeitsspendend und antiseptisch, hemmt dabei aber weder Granulation noch Epithelisierung und ist dermatologisch getestet und mit „sehr gut“ bewertet. * Vgl. Lexikon Medizin, Urban & Fischer PRAXIS 18 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022

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