Nach dem European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP) und dem National Pressure Ulcer Advisory Panel (NPUAP) „ist ein Dekubitus eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunterliegenden Gewebes, in der Regel über knöchernen Vorsprüngen, infolge von Druck oder von Druck in Kombination mit Scherkräften. Es gibt eine Reihe weiterer Faktoren, welche tatsächlich oder mutmaßlich mit Dekubitus assoziiert sind; deren Bedeutung ist aber noch zu klären“. Diese Definition impliziert, dass die Entstehung eines Dekubitus – auch wenn der kausale Faktor Druck eindeutig identifiziert ist – ein multifaktorielles Geschehen darstellt, das in seiner Komplexität nicht einfach zu erfassen ist. Eine Vielzahl äußerer Einflüsse und individueller Risikofaktoren beim Patienten ergeben oft eine unübersichtliche „Datenlage“, die dann dazu führt, dass sich Behandlung und Pflege ausschließlich auf die Wunde konzentrieren. Dieser Beitrag konzentriert sich deshalb darauf, die Komplexität des Dekubitusgeschehens aufzuzeigen und darzustellen, welche Faktoren von entscheidender Bedeutung für einen Behandlungserfolg sein können. Wer ist durch Dekubitus gefährdet? Dekubitalulzera begleiten die Menschheit seit ihren Anfängen. So wird über Druckgeschwüre an einer mehr als 3000 Jahre alten Mumie einer ägyptischen Priesterin der 21. Pharaonen-Dynastie berichtet (Rowling, 1961). Im 19. Jahrhundert gehören Druckgeschwüre nach Meinung damaliger „Opinion Leader“ zum Krankheitsbild kranker und bettlägeriger oder gelähmter Menschen. Dekubitus kann in jedem Alter auftreten, wenn die Hauptursachen für eine anhaltende Druckeinwirkung – relative oder vollständige Immobilität – gegeben sind. Die größte Risikogruppe für die Entwicklung eines Dekubitus stellen aber ältere, multimorbide Menschen sowie Paraplegiker dar. Bei älteren, multimorbiden Menschen spielen die fehlende Mobilisierung und begleitend die oft vorliegende Malnutrition eine große Rolle. Aber auch die im Alter gegen Druck wenig widerstandsfähige und oft durch Inkontinenz vorgeschädigte Haut stellt ein bedeutenden Risikofaktor dar. Bei Paraplegikern ist es vor allem der Sensibilitätsverlust, der zu Dekubitus führen kann. Die Dekubitusbehandlung ist eine interdisziplinäre Aufgabe Das Problem Dekubitus betrifft alle Pflegebereiche, und das Nichtauftreten eines Dekubitus wird als Qualitätsmerkmal der Pflegeleistung gesehen. In diesem Sinne hat man der Dekubitusproblematik gerade in den letzten Jahren verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet und versucht, auf Basis wissenschaftlicher und klinischer Studien Richtlinien für praktikable Prophylaxe- und Behandlungsmaßnahmen zu erarbeiten und sie als Standard zu etablieren. Dennoch hat die Dekubitusproblematik aus vielerlei Gründen nach wie vor aktuelle Brisanz, wobei die zunehmende Zahl an alten und kranken Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine besondere Rolle spielt. Eine hohe Dekubitus-Inzidenz ist medizinisch und pflegerisch, aber auch ökonomisch eine große Herausforderung, die nur durch gemeinsame Anstrengungen bewältigt werden kann. Dazu gehört insbesondere ein guter Informationsfluss zwischen Ärzten, Pflegekräften, Angehörigen und Kostenträgern sowie Homecare-Unternehmen. Denn nur so können zum Wohle des Patienten effiziente Prophylaxe und Behandlungsmaßnahmen sichergestellt, aber auch Kosten Wichtige Information WUNDFORUM 2024 – voll digital und mit noch mehr Nutzwert Nächstes Jahr feiert das HARTMANN WUNDFORUM seinen 30. Geburtstag. Seit drei Jahrzehnten bietet unser Magazin aktuelle News rund um das Thema Wundbehandlung, hochwertige Wissensthemen und viele Tipps und Tricks aus der Praxis. Die gedruckte Ausgabe, die Sie bisher zweimal jährlich erhalten, wird ab dem nächsten Jahr durch ein neues digitales Format ersetzt. Viermal jährlich erhalten Sie per E-Mail noch mehr Praxisberichte, noch aktuellere Informationen, Produktnews und Veranstaltungstipps und vor allem hochwertige interaktive E-Learnings, die unsere Rubrik WISSEN in die digitale Welt führen und mit denen Sie Ihr Fachwissen regelmäßig aktualisieren können – selbstverständlich mit Zertifikat und Fortbildungspunkten. Jetzt kostenlos für das digitale WUNDFORUM registrieren: www.wundforum.de WISSEN 3 HARTMANN WUNDFORUM 1 / 2023
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