WUNDFORUM 1/2023

eingespart werden, die ansonsten durch intransparente Prozesse und veraltete Methoden entstehen können. Erforderlich sind aber auch innovative Konzepte zur lokalen Wundbehandlung, um die meist Monate dauernde Behandlung therapiesicher und dabei auch wirtschaftlich zu gestalten. Pflegefachkräfte als „Case-Manager“ Langwierige Dekubitusbehandlungen ergeben sich zumeist in der institutionellen und häuslichen Kranken- und Altenpflege. Nicht selten handelt es sich dabei um Dekubitalulzera, die durch die verschiedensten operationsspezifischen Risiken in der Klinik entstanden sind. Die Aufgaben, die dann auf Pflegefachkräfte zukommen, sind überaus komplex und nur in guter Zusammenarbeit mit dem Hausarzt, ggf. pflegenden Angehörigen, den Kostenträgern und einem kompetenten Homecare-Unternehmen zu bewältigen. Insbesondere in der häuslichen Pflege stellt ein Dekubitus Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten vor große Herausforderungen: ½ Ihnen obliegt, den Patienten mit Empathie, seiner individuellen Lebenssituation entsprechend zu begleiten und ihm über die lange Zeit motivierend für eine aktive Mitarbeit zur Seite zu stehen. rung und Inbetriebnahme durch ein Homecare-Unternehmen. Ohne Druckentlastung keine Heilung „Man kann auf einen Dekubitus alles legen – nur nicht den Patienten“. Diese „Pflegeweisheit“ beschreibt anschaulich den Stellenwert der Druckentlastung als kausale Therapiemaßnahme. Denn die zur Heilung erforderliche Wiederherstellung der Blutversorgung in der betroffenen Körperregion kann nur durch eine vollständige Druckentlastung erreicht werden. Die Druckentlastung ist dabei über die gesamte Behandlungszeit aufrechtzuerhalten. Jede auch nur Minuten dauernde Belastung bewirkt erneut eine Schädigung der betroffenen Gewebestrukturen und führt zu Rückschlägen im Heilungsverlauf. Transkutane Sauerstoffmessungen der Haut unter simulierten und klinischen Bedingungen an jungen Probanden haben gezeigt, dass es bei einer ausreichenden Druckentlastung zur sofortigen Wiederherstellung der Mikrozirkulation und Sauerstoffversorgung der Haut kommt (Seiler, 1993). Ist die Druckentlastung gesichert, können neben dem Sauerstoff auch alle anderen für den Reparationsprozess notwendigen Zellen sowie die biologisch wichtigen Stoffe wie Hormone, Enzyme, Vitamine und ½ Bestehen Demenzerscheinungen oder lassen andere Umstände eine „Mitarbeit“ des Patienten nicht zu, sind Angehörige auf „Augenhöhe“ miteinzubeziehen. Angehörige, häufig selbst in höherem Alter, leisten oft Großartiges und sind als „Teammitglieder“ durch nichts zu ersetzen. ½ Nach deutschem Recht liegt die Letztverantwortung für die Wahl der Therapie einschließlich der Entscheidung zur Delegation beim Arzt. Die Fachpflegekraft hat jedoch die Verantwortung, die Therapie mit pflegerischer Kompetenz durchzuführen und korrekt zu dokumentieren. ½ Hinweis: Bei pflegerisch erkannten Bedenklichkeiten einer Therapiedurchführung ist es Recht und zugleich Pflicht pflegerischer Fachkräfte, den behandelnden Arzt auf eine eventuelle Gefahrenerhöhung hinzuweisen (Remonstration). ½ Pflegefachkräfte sind auch wichtige Ansprechpartner für alle organisatorischen und finanziellen Fragen, die die Kostenträger betreffen. Sie haben die entsprechenden Kenntnisse, um Laien in dem unüberschaubaren System der Pflegeversicherung zu beraten. ½ Pflegefachkräfte helfen auch mit bei der Entscheidung für ein individuell benötigtes Hilfsmittel (z. B. Antidekubitus-Matratze) und dessen LiefeDekubitusentstehung & Klassifikation Dekubitus nach EPUAP 2019 Kurz skizziert führen ein erhöhter Aufliegedruck und eine zu lange Druckverweildauer durch die Kompression der Blutgefäße long-arrow-alt-right zu einer Minderdurchblutung des Gewebes long-arrow-alt-right und konsekutiv zu Stoffwechselstörungen, long-arrow-alt-right zunehmender Ischämie (Blutleere) im Gewebe long-arrow-alt-right und schließlich zum long-arrow-alt-right Absterben des Gewebes mit Nekrosenbildung. Kategorie 1: nicht wegdrückbare Rötung bei intakter Haut, gewöhnlich über einem knöchernen Vorsprung Kategorie 2: Teilverlust der Haut (bis in die Dermis / Lederhaut), sichtbar als flacher, offener Ulkus Kategorie 3: Verlust der Haut, Zerstörung aller Hautschichten, subkutanes Fett kann sichtbar sein, jedoch keine Knochen Kategorie 4: vollständiger Haut- oder Gewebeverlust mit freiliegenden Knochen, Sehnen Muskeln Zusätzliche Kategorie: uneinstufbar / nicht klassifizierbar – unbekannte Tiefe, tatsächliche Tiefe ist im Wundbett verdeckt Zusätzliche Kategorie: vermutete tiefe Gewebeschädigung – unbekannte Tiefe, Schmerzhaftigkeit des Gewebes kann vorausgehen Dekubitusleitlinie 2015 der ICW – Mit freundlicher Genehmigung der Initiative Chronische Wunden WISSEN 4 HARTMANN WUNDFORUM 1 / 2023

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