Wachstumsfaktoren in das Wundgebiet gelangen. Druckentlastung will gelernt sein ½ Zur vollständigen Druckentlastung ist der Patient so zu lagern, dass er unter keinen Umständen auf der Wunde zu liegen kommt. Selbst bei einer Bettausstattung mit superweichen Unterlagen zur Druckentlastung muss das Wundgebiet freigelagert sein. ½ Welche Lagerungen durchgeführt werden können, ist abhängig von der Dekubituslokalisation. ½ Die Umlagerungen erfolgen heute nach flexiblen Positionierungsintervallen, die der individuellen Situation des Patienten angepasst sind. ½ Das bisher übliche 2-stündliche Umlagern in die 30°-Schräglagen rechts und links wird nicht mehr empfohlen. ½ Die neue Regelung bedeutet: Bei einem Patienten mit bestehendem Dekubitus bzw. hohem Dekubitusrisiko ist eine patientenindividuelle Umlagerung in ganz kurzen Intervallen – weniger als zwei Stunden – erforderlich. ½ Ist ein Patient mit geringerem Dekubitusrisiko noch zu Eigenbewegungen fähig, kann der Positionierungsintervall ggf. auf bis zu sechs Stunden ausgedehnt werden. ½ Nicht mehr angewendet werden soll die 90°-Grad-Schräglagerung, weder für die Prophylaxe noch für die Behandlung, weil dabei ein Hauptteil des Körpergewichtes auf dem Trochanter major liegt. ½ Besonders problematisch ist eine ausreichende Druckentlastung in der Nacht. Denn kann der für den betroffenen Patienten notwendige Positionierungsintervall aus verschiedensten Gründen – meist durch nicht vorhandene Personalressourcen – nicht eingehalten werden, droht akut ein Dekubitus bzw. ein bereits bestehender Dekubitus verschlimmert sich. ½ Unterschätzt wird oft auch das Dekubitusrisiko durch langes Sitzen in einem Stuhl, Pflegestuhl oder Rollstuhl. Bei nicht ausreichender Druckentlastung durch geeignete Anti-Dekubitus-Hilfsmittel kann es zu Schädigungen kommen. Richtige Hilfsmittel sichern effiziente Druckentlastung Es erfordert einige Erfahrung, den Patienten richtig, seinen individuellen Bedürfnissen entsprechend zu lagern. Es genügt keineswegs, irgendwo ein Kissen unterzuschieben. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Lagerung nicht isoliert druckentlastenden Zwecken dient, sondern das Körpergefühl des Patienten insgesamt beeinflusst. Im ungünstigsten Fall kann es durch eine falsche Lagerung schnell zu weiteren Beeinträchtigungen kommen, wie z. B. zu Atem- oder Kreislaufproblemen, Gelenkversteifungen oder Kontrakturen. Zur Ausführung der verschiedenen Lagerungstechniken ist deshalb meist der kombinierte Einsatz von statischen und dynamischen Hilfsmitteln erforderlich. Statische Hilfsmittel, wie z. B. Lagerungskissen, sind so auszuwählen, dass ihre Elastizität auch unter Dauerbelastung erhalten bleibt. Klumpen die Materialien zusammen, entstehen neue Druckstellen. Bei Lagerungsprodukten zum Freilagern, wie z. B. Sitzringen, muss eine flächige DruckverteiTotale Immobilität: Sind keinerlei Spontanbewegungen mehr möglich, ist der Patient absolut gefährdet. Totale Immobilität tritt z. B. bei Bewusstlosigkeit, Narkose oder vollständiger Lähmung ein. Das Alter des Patienten spielt dabei keine Rolle. Relative Immobilität: Spontanbewegungen sind mehr oder weniger eingeschränkt, z. B. durch Sedierung, bei Frakturen, starken Schmerzzuständen, Multipler Sklerose, Querschnitt- und Halbseitenlähmung, Sensibilitätsstörungen Mangeldurchblutung der Haut mit verminderter Sauerstoffzufuhr, z. B. durch hypovolämischen, kardiogenen oder septischen Schock, niederen Blutdruck, Dehydration, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, Arteriosklerose usw. Fieber hat einen gesteigerten Stoffwechsel der Hautzellen sowie einen erhöhten Sauerstoffbedarf zur Folge, weshalb es bereits bei geringer Druckeinwirkung zu mangelnder Durchblutung kommt und das Dekubitusrisiko stark erhöht ist. Inkontinenz: Feuchtigkeit und die aggressiven Zersetzungsprodukte von Urin und/oder Stuhl reizen und weichen die Haut auf. Es kommt zu Mazeration der oberen Hautschichten, die die Widerstandskraft der Haut gegen Druck herabsetzen. Physiologische Hautalterung: Durch den altersbedingten Schwund an Zell- und Faserelementen wird die Haut insgesamt dünner, das Hautbindegewebe verliert an Elastizität. Damit verringert sich die Belastbarkeit der Haut, sodass Druckeinwirkung in kürzester Zeit zur Dekubitusentwicklung führen kann. Reduzierter Allgemeinzustand: Chronisch verlaufende oder schwere Erkrankungen, maligne Prozesse, Infektionen, Malnutrition mit Eiweiß-, Vitamin- und Zinkmangel, Anämie, Austrocknung (Exsikkose), Auszehrung (Kachexie) usw. wirken sich stark einschränkend auf die Motilität (Beweglichkeit) des Patienten aus und beeinträchtigen den Stoffwechsel in der Haut. Dekubitusgefährdung & Risikofaktoren WISSEN 5 HARTMANN WUNDFORUM 1 / 2023
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