PflegeDienst 1/2019

entwickeln oder auch durch Krankheit bedingt sein. So tritt beispielsweise die posturale Instabili- tät (Störung der aufrechten Körperhaltung durch mangelhafte Halte- und Stellreflexe) als Symptom bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen auf, vor allem bei der Parkinson-Krankheit. Instabilität kann sich auch auf einer emotional- psychischen Ebene einstellen. Dabei können bereits geringe schädigende Einflüsse große Auswirkung auf den alten Menschen haben und ihn aus dem „Gleichgewicht“ bringen, das er oft nur mühsam zurückgewinnt. Immobilität und Instabilität spielen auch bei Stür- zen im Alter eine unheilvolle Rolle. Wegen ihrer Häu- figkeit und den physischen und psychischen Folgen stellen sie ein schwerwiegendes geriatrisches Prob- lem dar. Allein die möglichen Verletzungen wie Prel- lungen, Verstauchungen oder Knochenbrüche min- dern die Lebensqualität deutlich, weil sie die Mobili- tät des Gestürzten erheblich beeinträchtigen können. Stürze betreffen immer aber auch die Psyche. Vor allem Sturzangst führt zum Verlust von Selbstver- trauen und zur Reduzierung von Alltagsaktivitäten, was letztendlich den Verlust der Selbstständigkeit zur Folge haben kann. Inkontinenz: Harninkontinenz gilt als eine der häufigsten Alterserkrankungen, die allerdings genau genommen ein Symptom für eine andere zugrunde liegende Erkrankung darstellt. Nach Zahlen der Deut- schen Kontinenz Gesellschaft leiden in Deutschland über neun Millionen Menschen an einer behand- lungs- und versorgungsbedürftigen Harninkontinenz. Schätzungsweise sind davon zwei Millionen älter als 60 Jahre, d. h. dass 11 Prozent der Senioren dieser Altersgruppe betroffen sind, bei den über 80-Jähri- gen sogar 30 Prozent. Die Harninkontinenz im Alter hat selten nur eine Ursache. Meist ist es eine Kombination altersbeding- ter Funktionseinbußen wie nachlassender Mobili- tät und körperlichem und intellektuellem Abbau und / oder von Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Parkinson-Krankheit, Multipler Sklerose, Schlaganfall oder den verschiedensten Demenzformen. Zusätzlich können die Auswirkungen von Medikamenten die Inkontinenz verstärken oder auslösen. Aber auch die psychische Verfassung kann bei Harninkontinenz im Alter eine große Rolle spielen: Einsamkeit, Partnerverlust sowie Lebens- und Sinnkri- sen können zu Inkontinenz führen bzw. bestehende, leichtere Inkontinenzsymptome verstärken. Bei Stuhlinkontinenz , die noch viel mehr als Harn- inkontinenz tabuisiert wird, schätzt man die Zahl der Betroffenen in Deutschland auf ca. 1,5 Millionen. Auch hier nimmt die Häufigkeit mit dem Alter zu, sodass bei geriatrischen und psychiatrischen Patien- ten mit bis zu 30 Prozent Stuhlinkontinenz zu rech- nen ist. Intellektueller Abbau: Für die Gedächtnisleis- tung sind verschiedene Funktionsbereiche im Gehirn verantwortlich: Ein Bereich ist für bildungs- und übungsabhängige Leistungen wie beispielsweise für das Wortverständ- nis und die Wortflüssigkeit zuständig. Solche Leis- tungen nehmen mit zunehmendem Alter nicht ab, sondern lassen sich bis ins hohe Alter durch entspre- chende geistige Aktivitäten und Übungen steigern. Der Bereich der inhaltsübergreifenden kognitiven (erkennenden) Grundfunktionen, die sich auf die Geschwindigkeit des Denkens sowie auf flexible und rasche Informationsverarbeitung beziehen, unterliegt hingegen einem deutlich altersabhängigen Abbau. Dies hat ein reduziertes Tempo in der Aufnahme und der Verarbeitung von Informationen zur Folge. Beein- trächtigt ist aber auch das aktive Memorieren bzw. Erinnern sowie das Verknüpfen und längerfristige Behalten von Informationsinhalten. Ganz anders stellt sich der intellektuelle Abbau dar, wenn es aufgrund diverser Krankheitsbilder zu Störungen der Gedächtnisleistung bis hin zu schwe- ren demenziellen und / oder gerontopsychiatrischen Erkrankungen kommt. Von einer Demenz Betroffene erleiden einen zunehmenden Verfall ihrer im Laufe des Lebens erworbenen kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten, bis sie schließlich vollständig auf die Hilfe und Fürsorge anderer angewiesen sind. Demenzerkrankungen sind im Alter die häufigste Ursache für Pflegebedürftigkeit. Ebenfalls sehr häufig ist das Delir (akuter Verwirrtheitszustand), das im Gegensatz zur Demenz meist „plötzlich“ einsetzt und als Notfall zu bewerten und zu behandeln ist. Regelmäßige Untersuchungen des Sehvermögens, die Überwachung der Medikation zur Vermeidung riskanter Nebenwirkungen, aber auch eine gute Ernährung und der Gebrauch sicherer Gehhilfen können viel dazu beitragen, Senioren die Gangsicherheit zu erhalten. Schwerpunkt 7 HARTMANN PflegeDienst 1/2019

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