Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz am 28. April

Infektionsrisiken im Gesundheitswesen vorbeugen

Am 28. April, dem Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, erinnert die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) alljährlich daran, wie wichtig es ist, Erwerbstätige vor Gesundheitsgefahren zu schützen. Beschäftigte in Gesundheitseinrichtungen sind vor allem durch multiresistente Erreger, Nadelstichverletzungen und berufsbedingte Hauterkrankungen gefährdet. Risiken, denen vorgebeugt werden kann.

von der HARTMANN Online-Redaktion

Seit genau 100 Jahren widmet sich die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, der Etablierung von Sozial- und Arbeitsstandards. Jedes Jahr, am 28. April, lenkt die ILO mit ihrem Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz das Augenmerk auf Menschen, die besonders gefährdet sind. 

Häufiger Kontakt mit resistenten Erregern

MRSA-Abbildung – Gesundheitsrisiko am Arbeitsplatz: MRSA

Zu denjenigen Berufsgruppen, die am Arbeitsplatz besonderen Risiken ausgesetzt sind, gehören Beschäftigte im Gesundheitswesen. Ein Gefahrenpotenzial geht vor allem vom täglichen Kontakt mit möglicherweise infektiösen Materialien aus, z. B. bei Blutentnahmen und beim Umgang mit Körperflüssigkeiten. Dabei steigt auch das Risiko eines Kontaktes mit multiresistenten Erregern wie z. B. mit Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA).

MRSA in Gesundheitseinrichtungen:

  • 9 von 10 Patienten, bei denen MRSA nachgewiesen wird, bringen den Keim mit [1].
  • 57 % der ambulanten Pflegedienste haben Kontakt mit Problemkeimen, davon 95 % mit MRSA [2].
  • Bis zu 15 % der Pflegekräfte in Kliniken sind mit MRSA besiedelt [3].
Infografik  Problemkeime gefährden Mitarbeiter im Gesundheitswesen

Personalschutz stärken

Damit Beschäftigte im Gesundheitswesen gar nicht erst in direkten Kontakt mit resistenten Keimen kommen, sollten diese Präventionsmaßnahmen verstärkt geschult werden:


1 Million Nadelstichverletzungen pro Jahr

Spritze in den Oberarm - EU-weit kommt es jährlich zu 1 Million Nadelstichverletzungen im Gesundheitsdienst

Häufig werden Infektionen über Nadelstichverletzungen übertragen. Rund 49.000 Stichverletzungen wurden im Jahr 2013 in Deutschland registriert [4]. Die tatsächliche Zahl der Unfälle mit Kanülen und Instrumenten wird von Experten wesentlich höher geschätzt. Die Europäische Kommission geht von mehr als einer Million Stichverletzungen in der EU im Jahr aus [4]. Pflegekräfte sind von diesen Verletzungen besonders betroffen: Zwischen 50 und 75 % der Unfälle gehen allein auf diese Berufsgruppe zurück. Wurden Patient*innen mit Hepatitis- oder HIV-Infektionen behandelt, besteht die Gefahr einer Übertragung [4]:

  • 30 % Übertragungswahrscheinlichkeit bei Hepatitis B
  • 3 % Übertragungswahrscheinlichkeit bei Hepatitis C
  • 0,3 % Übertragungswahrscheinlichkeit bei HIV

Prävention von Stichverletzungen

Verletzungsrisiken entstehen vorwiegend bei Blutentnahmen, Punktionen und dem Legen von Kathetern sowie wie bei der Entsorgung. Experten raten zu folgenden Präventivmaßnahmen:

  • Einsatz so genannter passiver Systeme, bei denen spitze oder scharfe Instrumententeile ohne Mithilfe des Anwenders bei der Handhabung abgedeckt werden
  • Unmittelbare Entsorgung aller Kanülen nach Gebrauch
  • Einsatz sicherer Kanülenabwurfbehälter
  • Sofortige Entsorgung voller Abwürfe ohne „Nachstopfen"

Sollte es trotz aller Präventionsmaßnahmen zu einer Nadelstichverletzung kommen, ist schnelles und sachgerechtes Handeln gefragt. HARTMANN hat eine Checkliste erstellt, die hilft, Infektionsrisiken bei Stichverletzungen zu minimieren.

Hohe Ausfallzeiten durch Hauterkrankungen

Pflege der Nägel – Hautpflege im Job beugt Irritationen vor

In Pflegeberufen sind Hauterkrankungen an den Händen das Berufsrisiko Nummer eins für die Beschäftigten. Stichproben zeigen, dass zwischen 12 bis 30 % der berufstägigen Pflegekräfte an einer berufsbedingten Hautirritation leiden [5]. Die Hauterkrankungen sind derart ernst, dass 60 % der Pflegekräfte ein Jahr nach Erstdiagnose krankheitsbedingt ausfallen. Weibliches Pflegepersonal erkrankt durchgehend besonders häufig an einem Handekzem.

Hauptrisiko für Hauterkrankungen im Gesundheitsdienst ist die so genannte Feuchtarbeit wie z. B. zu häufiges Händewaschen sowie zu langes / nicht indikationsgerechtes Handschuhtragen.

Empfehlungen für die Hautgesundheit:

  • Händewaschen reduzieren. Eine Händedesinfektion mit alkoholischen Produkten, die pflegende Bestandteile enthalten, ist wesentlich hautverträglicher.
  • Rötungen und Risse an den Händen sind Anzeichen einer Hautirritation und sollten dem Arzt gezeigt werden.
  • Medizinische Einmalhandschuhe sollten nur auf sauberen, vollständig trockenen Händen angelegt und nur kurz getragen werden, z. B. auf Intensivstationen nicht länger als 15 Min. am Stück [6].

Die Beispiele zeigen: Für die häufigsten Infektionsrisiken, denen Mitarbeiter*innen im Gesundheitsdienst ausgesetzt sind, gibt es effiziente Präventionsmaßnahmen. Der Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz am 28. April bietet eine gute Gelegenheit, das Bewusstsein dafür zu erhöhen.

[1] Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen. Modul MRSA-KISS Referenzdaten. Berechnungszeitraum: 1. Januar 2016 bis 31. Dezember 2016 Erstellungsdatum: 19. April 2017.
[2] Eggert S. et al. Erfahrung mit Hygiene in ambulanten Pflegediensten. Quantitative Befragung in der ambulanten Pflege. Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) Juni 2016.

[3] Dulon M.et al. MRSA carriage among healthcare workers in non-outbreak settings in Europe and the United States: a systematic review.
BMC Infectious Diseases 2014; 14:363.

[4] Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. BGW-Themen.
Risiko Nadelstich Infektionen wirksam vorbeugen. Stand 06/2016.

[5] Soltanipoor et al. The effectiveness of a skin care program for the prevention of contact dermatitis in health care workers (the Healthy Hands Project): study protocol for a cluster.
Trials. 2017 Feb 28;18 (1):92.

[6] Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI), Bundesgesundheitsbl 2016, 59:1189-1220.