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HARTMANN-Umfrage

Mehr Akademisierung, mehr Verantwortung, stärkere Interessenvertretung.

Was wünschen sich Pflegekräfte von der Politik? Wie soll die Zukunft der Pflege aussehen? Diese Fragen stellte HARTMANN beim Pflegetag in Berlin. Jetzt ist eine erste Auswertung verfügbar.

von der HARTMANN Online-Redaktion

Auf dem diesjährigen Deutschen Pflegetag vom 10. bis 12. März in Berlin stand nicht nur die optimale Pflege von Patienten im Fokus. Die Besucher diskutierten ebenso engagiert über berufspolitische Themen. Was wünschen sich Pflegekräfte von der Politik? Wie soll die Zukunft der Pflege aussehen? Diese Fragen hat die PAUL HARTMANN AG vor Ort über 500 Pflegefachkräften gestellt. Das Ergebnis: Für viele Pflegerinnen und Pfleger gehen die aktuellen Entwicklungen in die richtige Richtung, doch es bleibt auch weiterhin viel zu tun.

HARTMANN-Stand beim Deutschen Pflegetag 2016 in Berlin

Thema Ausbildung

Im Zentrum der Diskussionen steht momentan die Ausbildung für Pflegeberufe: Im Januar hat das Bundeskabinett eine Reform der Pflegeausbildung beschlossen. Bisher wurden Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpfleger getrennt ausgebildet. Das neue Gesetz legt nun alle Ausbildungsbereiche zusammen: Eine einheitliche Ausbildung zur „Pflegefachkraft“ für alle Bereiche. Ein guter Schritt, finden die befragten Pflegekräfte: Circa zwei Drittel sehen die neu organisierte Pflegeausbildung positiv. Nur 14 Prozent lehnen die Reform ganz ab, knappe 20 Prozent sind noch unentschieden. Für einige Befragte geht die Reform jedoch noch nicht weit genug: Sie wünschen sich nicht nur eine gemeinsame Ausbildung, sondern auch eine längere Zeit in der Lehre. Drei Jahre seien nicht ausreichend – es solle noch ein weiteres Jahr für die Spezialisierung angehängt werden.
Ganze 80 Prozent der Befragten würden einen Ausbau der akademischen Ausbildungswege in der Pflege begrüßen: „Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland hinterher“, so die Meinung mehrerer Befragter. Jeweils 10 Prozent möchten keine Akademisierung oder sind sich unsicher, ob ein Pflegestudium sinnvoll ist. Ein oft gehörtes Statement von Gegnern der Akademisierung: „Wer studiert hat, ist nicht zwingend professioneller im Umgang mit Patienten.“

Thema Vergütung und Aufgaben

Wenig überraschendes Ergebnis der Umfrage: 88,4 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Pflegekräfte für ihre Leistung keine angemessene Vergütung erhalten und der Beruf durch eine höhere Vergütung attraktiver würde.

Oft zur Diskussion steht auch die Übertragung definierter ärztlicher, also heilkundlicher, Tätigkeiten an Pflegekräfte. Hierzu müsste die bereits im Gesetz verankerte Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten auf qualifizierte Pflegekräfte – beispielsweise bei Diabetes oder der Wundversorgung – zügig umgesetzt werden. 90 Prozent der Befragten befürworten eine Übertragung solcher Tätigkeiten. „In vielen Fällen übernimmt die Pflege sowieso bereits heilkundliche Tätigkeiten – und das ohne entsprechende Vergütung“, so eine Befragte.

Bei der Frage, ob neue Ausbildungswege, die Akademisierung, flexiblere Arbeitszeitmodelle sowie eine bessere Vergütung in Kombination das Ansehen der Pflegekräfte steigern und dem Fachkräftemangel begegnen würden, antworteten 82,1 Prozent mit „ja“. Als Hilfestellung dafür wünschen sich 93,1 Prozent der Befragten eine starke Interessenvertretung der Pflege in Form von Pflegekammern, die sich aktiv für die berufsständischen Anliegen und Ziele der Pflegenden einsetzen. „Pflege muss professionell an den politischen Prozessen beteiligt werden und nicht ehrenamtlich in der Freizeit“, betont ein Befragter.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe am HARTMANN-Stand beim Deutschen Pflegetag 2016
Auch Bundesgesundheitsminister Gröhe interessierte sich für Umfrage bei HARTMANN.