WundForum 2/2019

wirken die Druckspitzen bei Muskelkontraktion (Anspannung) bis in die Tiefe, während bei Muskelre- laxation (Entspannung) die nutritiven, der Ernährung dienenden Gefäßbereiche der Endstrombahn entlas- tet werden [3] . Dagegen stehen die Blutgefäße bei Verbänden mit relativ niedrigem Arbeits- und hohem Ruhe- druck unter einem konstanten Dauerdruck, dessen Wirkung auf die Oberfläche beschränkt bleibt. Bei Abnahme eines solchen Verbandes ergießt sich zudem das Blut in die entlasteten Gefäße. Es entsteht ein starker Juckreiz, der für den Patienten nicht nur unangenehm, sondern sehr belastend ist. Druckverhalten einzelner Bindentypen Zinkleimbinden ergeben im angelegten Zustand halbstarre, unnachgiebige Verbände. Durch das Feh- len jeglicher Elastizität können sie der tätigen Mus- kulatur von allen Verbandmaterialien den größten Widerstand entgegensetzen und entfalten so einen intensiven Arbeitsdruck, der die tiefen, subfaszialen Venenbereiche erfasst und rasch entstauend wirkt [3] . Der Zinkleimverband ist deshalb unentbehrlich zur schnellen Entstauung eines geschwollenen Beines und zur Beseitigung hartnäckiger Ödeme vor allem am Fußrücken, die einer Behandlung mit Wechsel- verbänden aus Kurzzugbinden oder Dauerverbänden aus Pflasterbinden trotzen [3] . Kurzzugbinden sind durch eine relativ geringe Dehnbarkeit gekennzeichnet, die im Verband eine straffe Kompression mit hohem Arbeitsdruck und niedrigem Ruhedruck bewirkt. Der hohe Arbeitsdruck reicht noch aus, um auch die tiefen Venenbereiche therapeutisch zu beeinflussen, wenngleich sie nicht die hohe Effizienz von Zinkleimverbänden erbringen. Ihr besonderer Vorteil liegt jedoch darin, dass sie sich Veränderungen des Beinumfanges besser anpassen und im Falle täglich notwendiger Wundbehandlung leichter zu wechseln sind [3] . Verbände mit Kurzzugbinden eignen sich für alle Formen der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) und sind das Mittel der Wahl zur Einleitung der Behand- lung oder deren Fortführung bis zur vollständigen Entstauung und Epithelisierung eines Ulkus [3] . Kurzzugbinden stehen in unterschiedlicher textil- technologischer Ausführung zur Verfügung. Ihre Dehnbarkeit kann im Bereich von ca. 50% bis max. 90% liegen, um den zu fordernden hohen Arbeits- druck und niedrigeren Ruhedruck zu erzielen. Die Art der verwendeten Garne und die ausgewählte Konst- ruktion bestimmen dabei die typischen Gebrauchsei- genschaften (Beispiele Kurzzugbinden siehe S. 21) [3] . Elastische Binden, deren Dehnbarkeit im Bereich von 120% bis 200% liegt, werden als Langzug- binden eingestuft. Da diese Binden einen zu hohen Ruhedruck und einen nur geringen Arbeitsdruck aufweisen, sind sie für den phlebologischen Kom- pressionsverband weniger geeignet [3] . Definierte Langzugbinden können jedoch die wirksamen Druck- verhältnisse einer Kurzzugbinde aktiv über längere Zeit aufrechterhalten, sodass solche Kompressions- verbände über mehrere Tage angelegt bleiben kön- nen (siehe PütterPro 2, S. 21) [3] . Durchführung und praktische Hinweise Das sichere Anlegen eines Kompressionsverban- des muss praktisch geübt und kann nicht alleine aus Büchern erlernt werden. Theoretische Anleitungen und praktische Tipps (siehe auch S. 20) können aber dabei helfen, Fehler zu vermeiden. Denn man muss sich immer bewusst sein, dass dem Patienten mit einem schlecht angelegten Kompressionsverband erheblicher Schaden zugefügt werden kann. 7 7 Das Material des PKV und die Anlagetechnik müs- sen den Erfordernissen des jeweiligen Befundes, beispielsweise einem Ulcus cruris venosum, einer Stauungsdermatose oder einer Dermatolipo(fas- zio)sklerose angepasst werden [2] . 7 7 Knöchel oder Kanten über dem Schienbein und der Achillessehne sollen seitlich gepolstert wer- den, um hier die stärkere Wölbung auszugleichen und damit den lokalen Andruck herabzusetzen [2] . 7 7 Umgekehrt lässt sich der örtliche Andruck ver- stärken, wenn Vertiefungen und Hohlkehlen (Bis- gaard‘sche Kulisse) mit festen Pelotten ausgepols- tert werden [2] . 7 7 Auch über einem Ulkus selbst kann die Wirkung des Kompressionsverbandes durch Pelotten, die die Ulkusgrenzen deutlich überlapppen, verstärkt werden [2] . Fazit : Ein richtig angelegter Verband vermittelt das Gefühl eines festen Haltes und wird als angenehm empfunden. Vorhandene Schmerzen lassen nach. Verstärken sich Schmerzen oder treten gar neue auf, die beim Umhergehen nicht verschwinden, muss der Verband unbedingt abgenommen werden [2] . Material zum Schützen und Polstern Rolta-soft – Synthetik-Wattebinde aus nicht saugenden Poly- esterfasern, weich und hautfreundlich sowie luft- und sekretdurch- lässig zum Polstern unter Kompressions- und Zinkleimverbänden [11] Für die Wirksam- keit eines PKV ist die Effektivität der Bewegung entscheidend. Diese kann so- wohl stationär als auch am- bulant durch entsprechende Anleitung zur Be- wegung wie z. B. Gehübun- gen und Fuß- gymnastik unter- stützt werden. Insbesondere muss der Patient dazu angehalten werden (Patien- tenedukation) [1] . Coverflex fast – dauerelastischer, hautfreundlicher Schlauchverband für sicheren Hautschutz unter Kompressions- und Zinkleimverbänden sowie bei haftenden und kohäsiven Verbän- den [12,13,14] Medizin & Pflege 22 HARTMANN WundForum 2/2019

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