Eine weitere Studie auf einer Dialyse-Station konnte nachweisen, dass auch auf augenscheinlich sauberen Handschuhen bei über 60% Hämoglobin gefunden wurde. „Wir haben es hier also mit einer falsch vermuteten bzw. gefühlten Sicherheit des Handschuhs zu tun“, erklärte die Wissenschaftlerin.
Das Robert Koch-Institut (RKI) nenne als offizielle Indikation für das Tragen von Handschuhen den Schutz des Trägers vor Kontaminationen und damit die indirekte Unterbrechung von Infektionsketten. Das gelte insbesondere dann, wenn Erreger durch alkoholische Hände-Desinfektionsmittel nicht zu inaktivieren seien (z. B. Sporen von Clostridioides difficile). In diesem Zusammenhang betrachtete sie die Frage, wie oft Handschuhe außerhalb dieser RKI-Empfehlungen eingesetzt werden.
In einer der wenigen dazu verfügbaren Studien trat beim Tragen von Handschuhen in 68 % der Tätigkeiten gar kein Kontakt zu infektiösem Material auf. „Aber man muss natürlich auch sehen, dass wir Handschuhe tragen, wenn wir nur erwarten, mit infektiösem Material in Kontakt zu kommen“, ergänzte Frauke Mattner.
Bezogen auf die „5 Momente der Händehygiene“ wären die Momente „vor aseptischen Tätigkeiten“ und „nach Kontakt zu infektiösem Material“ eine Indikation für die Benutzung von Handschuhen. Dadurch sei aber noch nicht geklärt, ob Handschuhe frisch seien, bereits kontaminiert aus der Packung entnommen wurden oder man ihren Zustand einfach nicht einschätzen könne.