Versorgungsqualität

Händehygiene im Pflegeheim: So steigern Sie die Compliance

Wird in Ihrer Einrichtung die Händehygiene ausreichend häufig und korrekt durchgeführt? Mit den 5 Momenten der Händedesinfektion und der richtigen Spenderplatzierung unterstützen Sie effektiv die Einhaltung der Hygieneanforderungen – auch eine wichtige Voraussetzung für die nächste Qualitätsprüfung.

Durchschnittlich 3,5 bis 5,5 Händedesinfektionen pro Bewohnertag – auf diese Zahlen kommen die Erhebungen des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ) [1], die in den Jahren 2017 bis 2020 die Anzahl der Händedesinfektionen und den Desinfektionsmittelverbrauch in deutschen Alten- und Pflegeheimen erhoben hat.

Das klingt nach sehr wenig. Zumal wir wissen: Die Hände des Personals spielen bei der Übertragung von Erregern die führende Rolle. Damit ist eine gute Händehygiene entscheidend, um Infektionen vorzubeugen. Aber wie viele Händedesinfektionen wären erforderlich, um Bewohnerinnen und Bewohner ausreichend vor Infektionen zu schützen?

Die 5 Momente der Händedesinfektion

Das Robert Koch-Institut (RKI) bezieht sich in seiner Empfehlung zur Händehygiene auf die „5 Momente der Händedesinfektion“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Dieses Modell wurde ursprünglich für den stationären Krankenhausbereich entwickelt und später für Alten- und Pflegeheime angepasst. Die 5 Momente sind eine sinnvolle Hilfestellung für Mitarbeitende, um Situationen sicher zu erkennen, in denen das Risiko besteht, pathogene Erreger zu übertragen.

Bei immobilen Bewohnern definiert die WHO 5 Momente, in denen eine Händedesinfektion indiziert ist:

  1. VOR Bewohnerkontakt
  2. VOR aseptischen Tätigkeiten
  3. NACH Kontakt mit potenziell infektiösem Material
  4. NACH Bewohnerkontakt
  5. NACH Kontakt mit der direkten Bewohnerumgebung.

Bei mobilen Bewohnern gelten nur die ersten 4 Momente. Da sie sich weitestgehend frei in der Pflegeeinrichtung bewegen, kann eine direkte Bewohnerumgebung nicht abgegrenzt werden.

Ein Beispiel: Frau Maier, 89, ist an einer Demenz erkrankt und hat eine abhängig kompensierte Inkontinenz. Sie lebt seit einem Jahr in einer Pflegeeinrichtung und ist weitestgehend mobil. Sie benötigt etwa 3-mal pro Tag Unterstützung beim Toilettengang und etwa 3-mal pro Tag beim Wechsel der Inkontinenzmaterialien. Auch hilft ihr 2-mal pro Tag eine Pflegende bei der Mundpflege. Berechnet man pro Toilettengang 1–2 Händedesinfektionen, pro Wechsel der Inkontinenzmaterialien 3–4 und pro Mundpflege 2 Händedesinfektionen, sind allein bei Frau Maier mindestens 16 bis 22 Händedesinfektionen pro Tag erforderlich – weit von den Ergebnissen der Referenzdaten des NRZentfernt. Und dabei ist Frau Maier im Vergleich zu anderen eine relativ selbstständige Bewohnerin. Ein weiteres Bewohnerbeispiel finden Sie in unserer Infobroschüre.

Die richtige Spenderplatzierung

Um den Mitarbeitenden die Händedesinfektion so leicht wie möglich zu machen, sollten Desinfektionsmittelspender am richtigen Ort platziert sein. Studien [2] belegen, dass die ausreichende Verfügbarkeit von Hände-Desinfektionsmitteln die Compliance der Mitarbeitenden erhöht. Entscheidend ist, dass die Spenderplatzierung mit den 5 Momenten der Händehygiene verknüpft ist.

Wie kann so etwas in der Praxis aussehen? Die Indikationen für die Händedesinfektion zielen auf konkrete Situationen in der alltäglichen Bewohnerversorgung, z. B. Unterstützung bei der Körperpflege, Verbandwechsel oder Gabe von Medikamenten. Entsprechend dieser Situationen sollte sich auch immer ein Spender in unmittelbarer Nähe befinden, zum Beispiel

  • am Pflegewagen
  • in der Gemeinschaftstoilette im Wohnbereich
  • in den Therapieräumen (Physio-, Ergotherapie)
  • etc.

Mindestanforderungen für die Platzierung von Spendern sowie optionale Platzierungen für einen bestmöglichen Infektionsschutz finden Sie in der Infobroschüre.

Hilfreich sind zudem mobile Spender und Kitteltaschenflaschen [3]. Diese fördern die Compliance vor allem in den Bereichen, in denen eine Ausstattung mit fest montierten Spendern nicht möglich ist. Die Mitarbeitenden sollten dabei initial eingewiesen werden, wie sie mit Kitteltaschenflaschen richtig umgehen und eine korrekte Händedesinfektion sichern können.

Händedesinfektion am Spender

Tipps für die Qualitätsprüfungen

Eine gute Hygiene – und hier vor allem Händehygiene – ist entscheidend, um Bewohner vor Infektionen zu schützen. In den Qualitätsprüfungen beobachten die Prüfer des Medizinischen Dienstes (MD), wie gut die geltenden Hygieneanforderungen umgesetzt werden, vor allem bei Kontinenzverlust/Kontinenzförderung, der Körperpflege, Wundversorgung, Stomaversorgung oder wenn Bewohner endotracheal abgesaugt werden müssen. Grundlage dieser Bewertung sind die Empfehlungen des RKI.

Mit der Einhaltung der 5 Momente der Händedesinfektion sind Sie deshalb auf der sicheren Seite. Wichtig ist, die Mitarbeitenden regelmäßig zu schulen und sie auch im Pflegealltag immer wieder an die korrekte Händedesinfektion und die wesentlichen Indikationen zu erinnern, z. B. über gut sichtbare Poster zu den 5 Momenten der Händedesinfektion. Wichtig ist zudem, die Desinfektionsmittelspender gut erreichbar anzubringen – und zwar dort, wo sie in der Bewohnerversorgung auch benötigt werden.

Je besser die Voraussetzungen für eine effektive Händedesinfektion sind, desto besser sind Ihre Bewohner und Mitarbeiter geschützt.

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Pflegerin sitzt vor Laptop

Quellen:
[1] KISS Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System, Modul HAND-KISS_P Referenzdaten, 2021.
[2] Chan BP, Homa K, Kirkland KB (2013) Effect of varying the number and location of alcohol-based hand rub dispensers on usage in a general inpatient medical unit. Infect Control Hosp Epidemiol 34(9): 987-989.


[3]
https://www.aktion-sauberehaende.de/fileadmin/ash/download-Material/Positionspapiere-Literatur/04-ASH_Positionspapier_Kitteltaschenflaschen_122009.pdf