Bei den neuen Qualitätsprüfungen zählt auch: Kennen Sie und Ihre Mitarbeitenden die Kontinenzprofile der Bewohner? Denn diese sind die Basis, um die richtigen Maßnahmen und Hilfsmittel einzusetzen. Die folgenden Tipps erleichtern Ihnen die fachgerechte Einschätzung.
Viele Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen leiden an einer Inkontinenz. Doch welches Kontinenzprofil liegt vor? Mit dieser Frage tun sich viele Pflegende noch schwer. Schließlich sieht der Expertenstandard „Förderung der Harnkontinenz in der Pflege“ sechs unterschiedliche Kontinenzprofile vor, die eher abstrakt anmuten. Es gilt, jeden Bewohner einem dieser sechs Profile zuzuordnen und darauf aufbauend geeignete Maßnahmen und Hilfsmittel auszuwählen.
Ob dies gelingt, ist auch Gegenstand der neuen Qualitätsprüfungen. Hierbei wird geschaut, ob das Kontinenzprofil fachlich korrekt eingeschätzt und dokumentiert ist. Auch wird geprüft, ob dem Bewohner Hilfsmittel zur Verfügung stehen, die sowohl dem Kontinenzprofil entsprechen als auch individuell angepasst sind.
Diese sechs Kontinenzprofile sollten Sie kennen
Bei einem Kontinenzprofil steht im Mittelpunkt, was die betroffene Person noch selbst kann und wobei sie Unterstützung benötigt, zum Beispiel durch Pflegende oder Hilfsmittel. Mit diesem Wissen kann die Pflegeperson Maßnahmen zur Kontinenzförderung besser planen und anschließend bewerten, ob diese auch wirksam sind.
Der Expertenstandard beschreibt die folgenden sechs Kontinenzprofile.
Mit 3 Fragen zur richtigen Einschätzung
Zur Bestimmung des Kontinenzprofils ist es wichtig, den Bewohner genau zu beobachten und seine individuelle Situation zu kennen. Im Kern sind es drei Fragen, die Ihnen und Ihren Mitarbeitenden bei der Einschätzung helfen:
- Leidet die Person unter unwillkürlichem Harnverlust?
- Sind Maßnahmen und Verwendung von Hilfsmitteln notwendig?
- Ist eine personelle Unterstützung erforderlich?
Haben Sie das Kontinenzprofil richtig erfasst, ist die Kontinenzsituation kurz und prägnant in drei Worten beschrieben. Darauf aufbauend können Sie Ziele formulieren und Maßnahmen ableiten, die die Kontinenz des Bewohners fördern und seine individuellen Wünsche berücksichtigen. Dazu gehört beispielsweise, Toilettengänge zu planen, das Trinkverhalten zu regulieren und geeignete Hilfsmittel wie Katheter, Toilettenstühle oder aufsaugende Hilfsmittel fachgerecht einzusetzen.
So kann die Kontinenzsituation des Bewohners mit wenig Aufwand verbessert werden. Davon profitieren auch Ihre Mitarbeitenden – denn ein unwillkürlicher Harnverlust belastet nicht nur die betroffene Person. Er bedeutet auch für die Pflegenden zusätzliche Arbeit, zum Beispiel wenn ein Wäschewechsel und eine Hautreinigung erforderlich werden.
Zwei Beispiele, wie Sie die Kontinenzsituation verbessern
Ziel des Expertenstandards ist es, die Kontinenz zu erhalten. Wenn dies nicht möglich ist, sollte versucht werden, für die betroffene Person das jeweils für ihn bestmögliche Kontinenzprofil zu erreichen. Dazu zwei Beispiele:
Frau H., eine Bewohnerin mit Demenz, verliert unwillkürlich Urin. Sie ist mobil und kann im Wohnbereich herumlaufen. In ihrem Fall könnten die Pflegenden versuchen, der Bewohnerin mit einer sogenannten Pull-Up-Inkontinenzhose den eigenständigen Wechsel des Produkts zu ermöglichen. So könnte eine „Unabhängig kompensierte Inkontinenz“ erreicht werden.
Herr T. ist harn- und stuhlinkontinent. Ein Toilettentraining ist bei ihm nicht mehr möglich. Hier wäre eine Versorgung mit einer Vorlage speziell für Männer eine gute Lösung. Damit kann eine „Abhängig kompensierte Inkontinenz“ erreicht werden.
Weitere Beispiele in Form eines kleinen Wissensquiz finden Sie in unserer Informationsbroschüre.