Dass die Firma PAUL HARTMANN mit Sitz im schwäbischen Heidenheim eines Tages ein international führender Anbieter von Medizin- und Hygieneprodukten werden würde, zeichnete sich bei der Gründung des Unternehmens im Jahr 1818 noch nicht ab. Der heutige Weltkonzern war einst ein reiner Textilbetrieb. Teil eins der Firmengeschichte – von 1800 bis 1873.
Eigentlich fühlte sich Familie Hartmann in Stuttgart zu Hause. Aber irgendwann Anfang des 19. Jahrhunderts zog es Vater Ludwig mit seiner Frau und den gemeinsamen 15 Kindern nach Heidenheim. In der Stadt an der Brenz – 33 Kilometer nördlich von Ulm – war damals mit dem Import von Baumwolle die Textilindustrie im Aufbau. Davon wollte Kommerzienrat Ludwig Hartmann, der in späteren Jahren zum Ritter des Ordens der württembergischen Krone erhoben wurde und deswegen vor seinem Nachnamen ein „von“ tragen durfte, ein Teil sein: Er gründete am 1. März 1818 ein Textilunternehmen, das aus der Spinnerei Meebold hervorgegangen war.
Der neue HARTMANN-Betrieb spann Baumwolle, bleichte Stoffe und produzierte schließlich Kappen, Strümpfe und Schnupftücher. Weil die fürs Baumwollspinnen nötigen Maschinen mit Wasserkraft angetrieben wurden, befand sich der Firmenstandort an der Brenz – dem Fluss, der durch Heidenheim fließt. Die Brenz war auch ein wichtiger Verkehrsweg. Wenn Hartmann seine industriellen Nachbarn sprechen wollte, etwa Friedrich Voith, kam er per Boot zu ihnen. Den Unternehmern, allen voran Hartmann, kam natürlich auch der Bau von Straßen und die Anbindung an die Metropole Stuttgart sehr gelegen.
Sohn Paul stellt das väterliche Erbe neu auf
Allmählich nahm die Infrastruktur Formen an – und die Entwicklung in Heidenheim prägte die Industrialisierung Württembergs mit. Einer der Söhne von Vater Ludwig war Paul, der im Jahr 1834 nach abgeschlossener Ausbildung im Alter von 22 Jahren in den Betrieb eintrat. Neun Jahre später, also 1843, kamen Paul sowie seine Brüder Carl und Eduard an die Unternehmensspitze. Paul war für die Heidenheimer Baumwollspinnerei verantwortlich, sein Bruder Carl für die Weißbleiche und Eduard für die Spinnerei in Herbrechtingen. Paul Hartmann orientierte sich neu: Im Jahr 1867 erwarb er die „Scheckenbleiche“. Das war der Grundstein für die heutige PAUL HARTMANN AG.
Damals hieß das Unternehmen: „Paul Hartmann in Heidenheim, Bleiche, Färbereigeschäft und Appreturanstalt“. Teilhaber waren neben Paul sen. auch die Söhne Paul jun. und Albert Hartmann. Bei der Produktion von Textilien blieb es aber nicht. Schon bald sollte sich Hartmann sen. als Pionier der Verbandsstoffindustrie erweisen. Themen rund um Wundheilung und Hygiene fesselten ihn, vom Fortschritt der Medizin war der Firmenchef fasziniert. Er war viel auf Medizinfachmessen unterwegs und informierte sich. Auf Messen und Kongressen knüpfte der Firmenchef vielfältige Kontakte. Er wusste, dass man gemeinsam Großes auf die Beine stellen kann und starke Partnerschaften zum Erfolg führen. Das zeichnet das Unternehmen bis heute aus.
Wundversorgung verbessern
Der deutsch-französische Krieg 1870/71 markierte einen Einschnitt. Der Arzt Professor Dr. Arthur Hartmann, einer von Pauls Söhnen, nahm daran als Mitglied im Sanitätskorps der württembergischen Armee teil. Als er nach Kriegsende nach Hause kam, klagte er über einen Mangel an tauglichem Verbandsmaterial in Lazaretten. Vater Paul ließ das keine Ruhe. Aber auch für den ganz normalen Alltag im Krankenhaus – zum Beispiel die Wundversorgung nach einer Operation – mussten endlich Lösungen gefunden werden. Paul Hartmann beriet sich mit Prof. Victor von Bruns, einem Chirurgen aus Tübingen, der eine bahnbrechende Erfindung gemacht hatte: eine Verbandswatte aus Baumwolle, die Blut bzw. Eiter aufsaugen konnte, wenn sie vorher entfettet und gebleicht worden war; die sogenannte Bruns’sche Watte.
Was Bruns erfunden hatte, setzte Anfang der 1870er Jahre Paul Hartmann um: Er produzierte den neuartigen Verband. Dieser war nicht nur saugfähig, sondern auch hygienisch – daher verbesserte er mit einem Schlag die Wundversorgung. Der erste entscheidende Meilenstein der Firma PAUL HARTMANN auf dem Weg zu einem Medizinartikelhersteller war gesetzt, als 1873 der neue Verband fabrikmäßig hergestellt wurde.
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