WundForum 2/2019

Medizin & Pflege Das venöse Ulkus ist das am häufigsten vor- kommende Beingeschwür und betrifft vor allem ältere Menschen. Da bei Alterspatienten in der Regel mehrere Erkrankungen gleichzeitig vorliegen (Multimorbidität), sind chirurgischen Behandlungs- methoden oftmals enge Grenzen gesetzt. Umso größeres Gewicht hat die sog. konservative, d. h. nicht chirurgische Therapie. Sie umfasst zwei grund- legende Maßnahmen: die Kompression des Beines (Wichtiges zur Kompressionstherapie siehe Seiten 20-21) und die feuchte Wundbehandlung mithilfe hydroaktiver Wundauflagen. Die Maßnahmen der feuchten Wundbehandlung sollen sich dabei an den Wundheilungsphasen – Reinigung, Granulation und Epithelisierung – orientieren. Vorab: Ohne Diagnose geht es nicht Wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Ulkusabheilung ist die exakte Diagnose durch einen erfahrenen Arzt. Denn auch wenn mindestens 70% aller Beingeschwüre ihre Ursache in einer CVI haben, müssen gerade bei älteren Patienten mit ihren Mehr- facherkrankungen andere Ursachen ausgeschlossen werden, um die Therapiesicherheit zu gewährleis- ten. Handelt es sich beispielsweise um ein gemischt arteriell-venös oder diabetisch bedingtes Ulkus, darf eine Kompressionsbehandlung – wenn überhaupt – nur unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen. Bei besonders hartnäckigen Ulzera, die sich jeder Therapie widersetzen, ist zudem eine Probeexzision anzuraten, um eventuelle Krebserkrankungen als Geschwürsursache auszuschließen. Eine exakte Diagnose beugt auch dem Fall vor, dass ein Beingeschwür über Monate hinweg mit allen möglichen Präparaten behandelt wird, was nicht nur teuer ist, sondern dem Betroffenen auch schwere Kontaktallergien bescheren kann. Ulcus cruris venosum – feucht und phasengerecht behandeln Das Ulcus cruris venosum ist eine sekundär hei- lende, chronische Wunde, die nach heutigem Standard „feucht“ behandelt wird. Die feuchte Wundbehandlung ist eine sehr effiziente Methode zum Aufweichen und Ablösen von nekrotischem Gewebe und fibrinösen Belägen. Sie bewirkt in der Wunde ein heilungsförderndes physiologisches Mik- roklima – vor allem, wenn Ringerlösung im Spiel ist – schont heilungsfördernde Substanzen und Zellen auf der Ulkusoberfläche, begünstigt die Bildung von Gra- nulationsgewebe und Epithelzellen und wirkt stark schmerzlindernd. Ein weiterer, nicht zu unterschät- zender Vorteil ist, dass die feuchte Wundbehandlung dank der heute zur Verfügung stehenden hydroak- tiven Wundauflagen wie beispielsweise HydroClean auch im ambulanten Behandlungs- und Pflegebe- reich mit relativ wenig Aufwand sicher und einfach durchführbar ist. Nachfolgende Praxistipps sollen bei der Durchführung der Wundbehandlung helfen. Kein Grund zur Resignation: Tipps zur Abheilung eines Ulcus cruris venosum Die Ulkusbehandlung ist zumeist eine langwierige Angelegenheit, die allen Beteiligten große Geduld abverlangt und eine gute Zusammenarbeit erfordert. Eine sachgerechte Therapie bietet aber auch dem Alterspatien- ten reelle Chancen zur Ulkusabheilung in akzeptablen Zeiträumen. Fallbeispiel Ulcus cruris venosum: Behandlung mit HydroTherapy Patientin, 79 Jahre, mit einem ca. 3,5 cm breiten venösen Ulkus oberhalb des linken Fußgelenkes, das vorher vier Wochen lang mit Betaisadona behandelt wurde. Die Behandlung mit HydroClean begann am 15.04.14, begleitend erfolgte eine Kompressionstherapie. [1] Zustand des Ulkus am 22.05.14. Am 05.06. wurde auf HydroTac umgestellt, da die Wunde zum großen Teil granu- liert war. [2] Wundverschluss am 16.06.14 . 1 2 18 HARTMANN WundForum 2/2019

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