Wie ist es, als Frau im Gesundheitsmarkt des Nahen Ostens zu arbeiten? Wir haben Cristina Popp gefragt, die in Dubai das Thema Gesundheit für HARTMANN vorantreibt
Wenn Cristina Popp sonntags in ihrem Büro in Dubai ankommt, weiß sie nie, was die kommende Woche bringt. Moment mal, Sonntag? Richtig. In weiten Teilen des Nahen Ostens geht die Arbeitswoche von Sonntag bis Donnerstag – nur ein kleiner Unterschied dazu, wie die Geschäftswelt im Westen läuft. Interessanterweise könnte dies zugleich einer der wenigen gemeinsamen Faktoren sein, die die Geschäftsmodelle der einzelnen Länder im Nahen Osten vereint. Ansonsten unterscheiden sich die Unternehmenskulturen erheblich. Oder wie Cristina es ausdrücken würde: „Der Nahe Osten lässt sich nicht verallgemeinern und man sollte nicht alles glauben, was man in den Medien hört!“
Kein langweiliger Tag in Dubai
In Cristinas Büro arbeiten sechs Männer und fünf Frauen aus sieben unterschiedlichen Ländern: Syrien, Ägypten, Libanon, Philippinen, Palästina und Deutschland. Cristina selbst ist Rumänin. Sie kam vor zwei Jahren als Geschäftsführerin von HARTMANN Middle East nach Dubai. Zuvor hatte sie sechs Jahre lang als Geschäftsführerin bei HARTMANN Rumänien gearbeitet. An Dubai reizte sie vor allem die Möglichkeit, in einer neuen Unternehmensumgebung zu wachsen und neue Herausforderungen anzunehmen.
Dubai hat diese Erwartungen nicht enttäuscht. Analysten bezeichnen die Region als sogenannten „VUCA“-Markt. Das Akronym steht für die Begriffe Volatile (unbeständig), Uncertain (unsicher), Complex (komplex) und Ambiguous (ungewiss). Cristina erklärt dies so: „Für Unbeständigkeit sorgen die Ölpreise, die Unsicherheit entsteht durch die politische Unruhe, Komplexität aufgrund der unterschiedlichen Unternehmensgesetze und Werte der einzelnen Länder, und mit Ungewissheit musst du leben, da du Entscheidungen treffen musst und nicht immer warten kannst, bis du alle Informationen hast.” Jeden Tag passiert etwas: sei es eine neue lokale Richtlinie, eine Reklamation eines Endverbrauchers, eine politische Krise oder ein Container, der am Zoll aufgehalten wird. „Du musst schnell nach einer Lösung suchen und die Herausforderungen nehmen, wie sie kommen, egal wie holprig der Weg sein mag.“
Der Frauenfaktor
Cristina wird oft gefragt, wie Frauen in der Arbeitswelt im Nahen Osten behandelt werden. Darauf gibt es keine einfache Antwort. „Es ist eine komplexe Kombination verschiedener Aspekte wie der Region (z. B. Jordanien im Vergleich zu Saudi-Arabien), Familientraditionen, Kontakt mit anderen Kulturen (z. B. Dubai im Vergleich zu Riad) und Gesellschaftsschicht.“ Wenn sie beispielsweise nach Saudi-Arabien reist, trägt sie die Abaya (ein langes schwarzes Kleid). An Orten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait, wo der internationale Einfluss spürbar ist, trifft Cristina viele andere Frauen in Führungspositionen in der Regierung, in Krankenhäusern und Kliniken und in Unternehmen. Cristina fügt hinzu: „Auch in Saudi-Arabien beginnt sich etwas zu verändern. Von der Regierung bestärkt, stellen Unternehmen zunehmend Frauen ein.“
Boom im Gesundheitswesen
Die Gesundheitsbranche im Nahen Osten wird voraussichtlich bis zum Jahr 2030 um 28 % wachsen. Aufgrund der höheren Lebenserwartung und eines zunehmend vom Wohlstand geprägten Lebensstils sind chronische Krankheiten wie Übergewicht und Diabetes auf dem Vormarsch. HARTMANN leistet seit Jahren einen Beitrag zum Aufschwung der Gesundheitsbranche.
Der Schlüssel zu weiterem Wachstum liegt in der Förderung von Partnerschaften. Doch auch hier gibt es nicht die eine Lösung für den gesamten Nahen Osten. „Man muss sich immer die Größe der Vertriebsgesellschaft, kulturelle Aspekte und die Vision des Partners ansehen“, so Cristina. „Dazu kommt, dass manche Menschen Beruf und Privatleben nicht trennen. Das Geschäft dreht sich auch um Beziehungen, Familienbindungen und Vertrauen.“ Um aus einer freundlichen Besprechung eine feste geschäftliche Verpflichtung hervorzubringen, muss man die lokalen Märkte und Werte kennen.
Tabuthema Gesundheit
Die Menschen schrecken oft davor zurück, außerhalb der Familie über das Thema Gesundheit zu sprechen, und haben manchmal eine geradezu fatalistische Einstellung zu einem schlechten Gesundheitszustand. Zudem schicken viele Anwender von Gesundheitsprodukten ihren privaten Fahrer, um z. B. Windeln zu kaufen. „Es lässt sich schwer sagen, wie viele Anwender unsere Kernbotschaft empfangen haben. Daher planen wir Outreach-Aktivitäten. Zum Beispiel haben wir in Apotheken Proben für einen Hautpflegeschaum verteilt, um den Dialog zum Thema Erwachsenenwindeln in Gang zu bringen.“ Erkrankungen, die Menschen unter 40 Jahren betreffen, beispielsweise Hypertonie, können leichter angesprochen werden, da junge Menschen offener dafür sind, sich über das Internet und Social-Media-Kanäle auszutauschen.
Dubai: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
An den Wochenenden besucht Cristina das Opernhaus in Dubai oder spaziert mit Freunden durch die Altstadt. Im Sommer, wenn die Temperaturen auf bis zu 50 Grad steigen und man sich nach draußen sehnt, sucht sie Zuflucht im südlichen Oman. „Dort hat es nur 30 Grad und es ist angenehm, draußen zu sein“, sagt Cristina. Und was steht noch auf ihrer Liste? „Ich würde wahnsinnig gerne Arabisch lernen“, sagt Cristina. Wir sind sicher, dass sie auch dieser Aufgabe gewachsen ist!